2010 Jugendwanderfahrt BERLIN!
Du bist so wunderbar BERLIN!
Wie in jedem Jahr gehört zu einer erfolgreichen Saison eine entspannte, aber auch spaßige Wanderfahrt. Um die besonderen Leistungen in diesem Jahr gebührend zu würdigen wurde in diesem Sommer weiter, mehr und länger gefahren als in den vergangenen Jahren.
Das Wittener Junioren Team nahm zusammen mit Junioren des Ruderverein Bochum und einigen „Abtrünnigen“ des Ruderclub Hansa Dortmund, Kurs auf die Deutsche Hauptstadt.
Mit drei Bullis und zwei PKW traten die 35 mehr oder weniger Aktiven mit sechs Betreuern die lange Reise von rund 500 Kilometern an. Fünf sonnige Tage sollten wir verbringen in einer historischen Stadt mit malerischen Seen und schmerzenden Gelenken und Lachmuskeln.
Die Vorfreude am Freitag vor der Abreise war groß. Auch wenn einige der Mitreisenden das erste Mal aufeinander trafen, funktionierte das Beladen des Bootsanhängers nahezu reibungslos, was eine ebenso problemlose Fahrt zu erwarten ließ. Um ihren Eltern eine schlaflose Nacht zu ersparen, übernachtete ein großer Teil der Gruppe in dieser Nacht am RCW. Die von uns Ruderern als „inhuman“, von den Betreuern als „notwendig, stauvermeidend und den Tag besser nutzbar machend“, betitelte Abfahrtszeit von 4 Uhr in der Früh, wurde zur ersten Bewährungsprobe für die Belastbarkeit beider Parteien.
Der Plan eine ruhige Fahrt zu ermöglichen, da die Aktiven sicherlich schlafen würden, schlug fehl. Dank der Liedersammlungen von Waldemar („Chillen mit Waldi“, „Tanzen mit Waldi“ und „Schunkeln mit Waldi“) bot die Autofahrt jeden Anlass zum Einstimmen auf die kommenden Tage.
In Berlin angekommen wurde den Teilnehmern nach einer kurzen Einweisung in das Revier des Berliner Ruder-Clubs "Welle Poseidon" (nachts trieben sich bisweilen Wildschweine und Füchse auf dem Gelände herum), die anfallenden Aufgaben zugeteilt.
Während der größte Teil der Gruppe das Riggern der Boote in Angriff nahm, wurde ein kleineres Team zum Einkaufen in den Supermarkt geschickt, den es dann auch direkt ausräumte. Mit dem Inhalt sechs prall gefüllter Wagen (die Wasserpakete sind in dieser Aufzählung außen vor) fühlte man sich gewappnet für die kommenden Tage. Auf Grund des guten Time-Managements von Fahrtenleiterin TT und der geübten Zusammenarbeit aller, konnte schon am ersten Tag eine Ruderetappe gestartet werden.
Bei dieser „Schnupper-Etappe“ wurde dann schnell klar, dass wir uns in außerordentlich guter Nachbarschaft befanden. An den Ufern von 30 Kilometern schönster Seen und Kanäle schmiegte sich eine Villa an die nächste und die akkurat gestutzten Gärten mit ihren märchenhaften Terrassen gaben Anlass zum Träumen.
Auch der Sonntag war in vielerlei Hinsicht erfreulich, obwohl hier eher von einer „Monster“ anstatt einer „Schnupper“-Etappe gesprochen werden konnte. Der Respekt war groß vor den knapp 70 Kilometern, doch es sollte sich herausstellen, dass man es gut mit uns meinte. Der Tag zeigte sich von seiner besten Seite. Es waren kaum Wolken am Himmel und die Sonne schien, als wolle sie uns zwingen an der Eisdiele zu halten. Dort konnten wir unsere Energiereserven für die zweite Hälfte wieder auffüllen. Was wir noch nicht wussten: Alles würden wir nicht wieder verbrennen müssen.
Denn es geschah wovon alle erfahrenen Wanderruderer heimlich träumen. Eine kleine Motoryacht hielt an und zog auf unser bitten nicht nur ein, nicht zwei sondern gleich VIER Boote mit sich. Dank eines glücklichen Zufalls hatte die Crew auch noch den gleichen Heimathafen wie wir und so verliefen die letzten 20 km zumindest für über die Hälfte der Boote (manche verpassten es auf den Zug aufzuspringen) gelinde gesagt, entspannt.
Bedankt haben wir uns natürlich (wie auch bei jedem Schleusenwart) mit einem dreifach kräftigen Hipp Hipp - Hurra! Sowie (nach alter Ruhrgebietsmanier) mit der Hymne des Potts: "Bochum" von Herbert Grönemeyer.
Den Montag verbrachten wir nach diesem "harten" Tag dann ganz entspannt und ohne Rudern mit Sightseeing in der Hauptstadt. In Kleingruppen durften wir zunächst Berlin (und die dort lokalisierten Shoppingcenter) auf eigene Faust erkunden. Am späten Nachmittag traf man sich dann am Dom, um diesen als Schulklasse getarnt, zu besichtigen und die entzückende Aussicht, die seine Kuppel bietet zu genießen.
Für Waldemar, TT, Ruth und Rätzi erfüllte sich dort ihr ganz eigener Traum: Sie wurden zumindest für die Dauer der Besichtigung gesiezt.
An den letzten beiden Tagen wurde schließlich wieder viel gerudert, noch mehr geschwommen und am meisten gesungen und gelacht. Dabei wurden unter anderem 2 Paletten (Achtung: Nicht Rollen – Paletten!!!) Prinzendoppelschoko-Kekse und acht Paletten Müsliriegel verputzt. Abend für Abend wurde gemeinschaftlich gekocht, sowie später auch abgespült.
Waldemar und Rätzi übernahmen, gänzlich dem traditionellen Rollenbild widersprechend, den Kochlöffel. Theresa „TT“ steuerte das beliebte Wanderfahrtsdressing für den täglich frischen Salat bei. Während Einige sich nach dem Essen schon fertig machten, um sich nach den anstrengenden Tagen direkt im Matratzenlager auszustrecken, blieben Andere auf, um den Abend am Steg oder in nahegelegenen Buchten ausklingen zu lassen.
Ein Highlight an jedem Tag war die allabendliche Ehrung des „Jängelkopps“- sowie des „Pärchens des Tages“. Wie man sich den Titel verdiente, erklärt sich von selbst. So wurde man für überdurchschnittliches Jammern damit belohnt, am Folgetag mit einem berüschten, pinken Tanga über der Hose herum zu laufen. Die pinke Sonnenbrille, die eigentlich ebenfalls zum Outfit gehörte wurde von Lukas bereits am zweiten Tag versenkt. Ob sie ihm ausversehen in den Wannsee fiel, oder ob Heimtücke im Spiel war, ist bis heute ungeklärt.
Den beiden Personen, ob Männlein oder Weiblein war in diesem Falle völlig irrelevant, welche am meisten aufeinander hockten, wurde die Ehre zu teil zwei identische (Vorsicht: Schleichwerbung!) KIK-Mickey+Minnie Mouse Nachthemden in zartem Lila zu tragen. Zwar wurden die Utensilien zunehmend siffig, sie durften jedoch nur zum Duschen und schwimmen abgelegt werden und sind bald in den Jugendräumen des RC Witten sowie des RV Bochum als Trophäen ausgestellt zu bewundern.
Normalerweise wurden die Teilnehmer morgens vom Handywecker, oder in der letzten Instanz auch von den Betreuern geweckt, sodass es meistens nicht später als 9:00 wurde. Um die letzte Etappe jedoch voll auskosten zu können, am Abend zeitig zurück zu kommen oder vielleicht nur zur Belustigung der Trainer, wurden die Jugendlichen etwas früher und etwas „anders“ geweckt.
Waldemar ergriff die letzte Gelegenheit und drehte seine Schlager-CD „Schunkeln mit Waldi“ mit dem Lied „Polonaise“ auf volle Lautstärke und riss damit alle aus ihrem wohl verdienten Schlaf. Das war den Trainern aber noch nicht genug, wie sich schnell herausstellen sollte. Während sich alle schlaftrunken fürs rudern bereit machten, vernahm man nach und nach immer mehr verärgerte Rufe: Es wurden Klamotten oder Schuhe vermisst.
Schließlich wurden diese am Fahnenmast aufgezogen im Wind wehend aufgefunden. Bis heute hat niemand diese Freveltat offiziell zugegeben und obwohl alle Beweise auf die Trainerecke deuten, fragten sich doch die wachen unter uns nach dem Motiv. Warum eher wecken, um einen frühen Reisestart zu ermöglichen, wenn man dann die Reiseutensilien versteckt?
Trotz dieses Meisterstreiches erreichten wir die Treptower Rudergemeinschaft relativ früh, um die am Vortag dort abgestellten Boote wieder zu Wasser zu lassen. Die letzten Kilometer der Wanderfahrt zogen sich auf Grund des plötzlich aufgezogenen Sturmes unwesentlich in die Länge. Boote drohten zu sinken, die Boxen (während der letzten Tage mehrfach und mehr oder weniger erfolgreich von Waldemar konfisziert) fielen aus und auch die Kekse gingen zur Neige.
Eine letzte Bewährungsprobe für das inzwischen zusammengewachsene Team. Es ist jedoch fast überflüssig zu erwähnen, dass sie selbstverständlich und mit einer Jukebox voll Liedern auf den Lippen freudig bestanden wurde.
Die Rückfahrt wurde gestaffelt. Der erste Bus sollte Berlin und die Wanderfahrt schon um 4 Uhr morgens verlassen. Die Insassen und einige andere Unerschrockene Genießer der letzten Stunden wollten bis zur Abfahrt wach bleiben. Ihre Schlafstätte war ja schließlich schon abgebaut und so wurde nach Mitternacht noch ein Pudding aufgesetzt.
Mit prallgefüllten Bäuchen (wir hatten uns beim kochen in der Menge verschätzt) ließen wir uns dann aber doch für ein kleines Nickerchen am Bootssteg nieder. Doch das Abenteuer war noch nicht vorbei: Von Wildschweinen wurden wir zurück ins Clubhaus vertrieben, wo wir uns auf minimalem Platz (viel zu wenigen Luftmattrazen) mit maximaler Gemütlichkeit (viel zu viele Leute) zusammen quetschten. Eine Stunde Schlaf war uns vergönnt bevor wir uns auf den Weg zurück in den Westen machten.
Der erste Bulli kam beinahe ohne Stau bis nach Witten durch. Die restlichen Fahrzeuge kamen nach einem ausgewogenen Frühstück und dem abriggern der Boote, sowie einer Menge Stau auf der A2 nach.
Alles in allem erlebten alle Aktiven mit ihren Trainern und Betreuern tolle und einzigartige fünf Tage in Berlin. Dafür danken wir im Namen der ganzen Jugend aller Vereinen: Danke Waldi, TT, Ruth, Denis und Kim für Eure gute Betreuung.
Ein dreifach kräftiges HIP HIP – HURRA! Und einmal BOCHUM für alle!
Manuela Breucker und Charlotte Brune
Anmerkung der Redaktion:
Waldi ist Waldemar Bauer (RCW)
TT ist Theresa Krause (RV Bochum)
Ruth ist Ruth Harzheim (RV Bochum)
Denis ist Denis Baumgart (RCW)
Kim ist Kim Kropfganz (RV Bochum)