2002 Weser / Von Lippoldsberg bis Vlotho
16. Weserwanderfahrt mit dem Doppelachter
Es ist schon erstaunlich, dass sich Jahr für Jahr im September eine Anzahl Ruderer zusammenfinden, um auf der Weser die Strecke von Lippoldsberg bis Vlotho unter den Kiel zu nehmen. Das sind immerhin 155 Stromkilometer, und die Zahl derer, die teilnehmen möchten, wird nicht geringer, so dass der Fahrtenleiter Gustav Limke schon eine Obergrenze festlegen musste.
In diesem Jahr nahmen die Ruderkameraden K. Berghoff, K. Biedermann, J. Böhme, D. Borgmann, H. Grabow, W. Güthoff, S. Held, A. Kunde, G. Limke, G. Locher, H. Noll, A. Schnurr, D. Wenig und P. Wilhelm teil.
In diesem Jahr nahmen die Ruderkameraden K. Berghoff, K. Biedermann, J. Böhme, D. Borgmann, H. Grabow, W. Güthoff, S. Held, A. Kunde, G. Limke, G. Locher, H. Noll, A. Schnurr, D. Wenig und P. Wilhelm teil.
Sie alle trafen sich am Abend im Hotel „Lippoldsberger Hof“ unserem „neuen“ Haus in Lippoldsberg. Ruderer sind, was das Essen anbelangt, kritische Leute, und so plätscherte die Unterhaltung dahin bis alle gegessen hatten. Siehe da, bis auf einen waren wohl alle zufrieden, denn die Unterhaltung wurde lebhafter. Erstaunlicherweise wurde die bevorstehende Wahl zum Bundestag nicht das zentrale Thema. Wie sich herausstellte, hatten aber alle treu per Briefwahl ihre Stimme abgegeben. So gab es eine bunte Themenpalette. Noch vor Mitternacht sagte man Gute Nacht.
Der nächste Morgen. Aufriggern, Boot zu Wasser lassen, Ablegen 9:00 Uhr. Tross ade. Das Wichtigste, das Wetter, spielte mit. Es war ein verhangener Himmel, aber es war trocken. Die erste Etappe bis Beverungen wird angegangen. Stille im Boot. Jeder hängt so seinen Gedanken nach. Betrachtet die Wolkenformationen und die vorbei ziehende Landschaft. Nur der Steuermann redet ununterbrochen auf den Schlagmann ein, als hätte er gestern Abend viel zu wenig geredet. Pech gehabt. Der Schlagmann ist mundfaul.
So erreichen wir den Kanuclub in Beverungen. Wo ist der Tross, der uns beim Anlegen behilflich sein soll? Wir liegen schon lange am Steg, da erscheint der Tross. Was war passiert? Die Straße war gesperrt, und der Tross musste eine Umleitung durch den Reinhards – Wald fahren. So lernt man auch die Gegend kennen. Einige Ruderer aus der Mannschaft werden ausgetauscht, und weiter geht es zum nächsten Etappenziel, dem Ruderclub in Holzminden. Dort ist Mittagsrast.
Eine Begebenheit auf der Fahrt dorthin darf nicht unerwähnt bleiben. Vor uns ein Passagierschiff, das ein Schallzeichen sendet. Einmal lang, zweimal kurz. Der Steuermann befiehlt: Ruder halt! Keiner weiß so recht was los ist, denn die Schallzeichen hat sich keiner gemerkt. Hier kamen Peter Wilhelm die Erfahrungen auf dem Rhein zugute, denn Schallzeichen von Schiffen muss man sich auf diesem Fluss merken. Also: dieses Signal besagt - Wende über Backbord. So wurde uns ein Schauspiel der besonderen Art geboten, denn das Schiff passte genau in die Breite des Flusses. Zur Ergänzung: Einmal lang, einmal kurz – Wende über Steuerbord.
Zum Mittagessen wurde eine Neuerung eingeführt, den wegwerfbaren Grill. So gab es zum Mittag, anstelle der Fleischwurst mit Brötchen, gegrillte Würstchen mit Brötchen, was bei dem kalten Wetter wohl die bessere Alternative war. Die Neuerung fand jedenfalls die Zustimmung der Ruderkameraden. So gestärkt konnte die letzte Tagesetappe bis Bodenwerder leicht bewältigt werden. Bodenwerder, die Anlegestelle liegt knapp vor Kilometer 111, und je nach dem, welches Anlegemanöver gefahren wird, überschreitet man diesen Kilometer. Klar das alle gespannt sind. Gibt es doch eine Runde wenn der Steuermann den Kilometer 111 zu grüßen vergisst. Doch der Steuermann war gewieft genug, ein Anlegemanöver zu fahren, bei dem der Kilometer nicht überschritten wurde.
Hoffen wir auf ein nächstes Mal. Was dann folgte war das Ritual wie in jedem Jahr. Einzug ins „Hotel Deutsches Haus“, Duschen, Abendessen, etc.
Der nächste Morgen. Auch das ist ein sich immer wiederholendes Ritual. Wach werden, aufstehen ans Fenster eilen und schauen, wie das Wetter ist. Kein Regen! Frühstück ist um 7.30 Uhr. Dann Abmarsch zum Boot. Wassern ist für 8.20 Uhr angesagt, und es gießt aus allen Kübeln. Seltsam, keiner macht den Vorschlag auf das Rudern zu verzichten. Alle ziehen wortlos das Regenzeug an, lassen das Boot zu Wasser und auf geht’s. Und sie hatten recht. Das Wetter besserte sich.
Am Ruderclub in Hameln wäre die letzte Möglichkeit gewesen, das Boot aus dem Wasser zu nehmen und die Ruderwanderfahrt zu beenden. Ab da muss bis Vlotho gerudert werden.
In Hameln wurde noch einmal ein Teil der Mannschaft gewechselt. Die folgende Etappe ging bis zum Rintelner Kanuclub. Hier waren wir zu Mittag angesagt. Trotz einem Wechsel des Kastellans, der noch voll im Umzug steckte, wurden wir mit einem guten Mittagessen bedient. Bald mahnte der Fahrtenleiter zur letzten Etappe.
Zwischen Kilometer 171 und 172 gibt es ein Kuriosum. Als die Weser vermessen wurde, wurde in Hann.- Münden und in Bremen gleichzeitig mit den Arbeiten begonnen. Als beide Vermessungstrupps zusammentrafen, stellte sich heraus, dass die Strecke zwischen den beiden zuletzt gesetzten Kilometertafeln nur 600 m statt 1 km lang war. Man behalf sich dadurch, daß man auf dem Ufer alle 100 m einen Buchstaben zur Markierung setzte.
Wir erreichten unser Ziel am frühen Nachmittag. Das Boot verladen, dem Fahrtenleiter Gustav Limke mit einem dreifachen Hipp Hipp Hurra zu danken, war dann nur noch reine Formsache.
Die Heimfahrt verbrachten wir mit dem Ohr am Radio, denn noch nie war eine Wahl so spannend wie diese.
Karl Berghoff