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1993 Familienwanderfahrt auf der Werra

Freie Fahrt ohne Grenze


Gestartet wurde die von Heinrich Frinken vorbereitete – krankheitsbedingt, aber von Dieter Borgmann und Tom Blumberg als Fahrtenleiter betreute Familienwanderfahrt - von Spichra bei Eisenach.

Für beide Fahrtenleiter begann die Fahrt allerdings schon 10 Tage früher, denn jeden Tag musste man beim Pegel Heldra fragen, ob der Wasserstand ausreichte. Er reichte, wenn auch knapp. Am Mittwoch, den 9. Juni ging es dann los, 10 Personen insgesamt, drei Paare und vier Singles. Bei Creuzburg an der Werra gab es das erste Problem: Kann man oberhalb oder unterhalb einsetzen? Wir entschieden uns für unterhalb und suchten eine passende Einsatzstelle. Dort blieb der Hänger dann bis zum nächsten Tag stehen.

Fährt man nach Eisenach, dann ist die Besichtigung der Wartburg Pflicht. Bei vorheriger Anmeldung beim Besucherservice kam die Frage: In welchem Jahr wollen sie kommen! So schlimm war es aber am Ende doch nicht. Vom geplanten Einsatzort der Boote fuhren wir mit dem Bus zunächst zum Hotel Berghof, einem Burschenschaftshaus in Eisenach. Wir fanden es nach einigem Suchen auf einem Berg gegenüber der Wartburg. Den warmen Sommerabend genossen wir bei herrlichem Ausblick mit gutem Abendessen und frischem Pils. Am nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt, nicht nach jedermanns Geschmack. Aber auf Empfehlung des Hoteliers sollten wir schon um 8.30 Uhr an der Wartburg sein. Der Lohn: wir kamen ohne lange Wartezeiten in die Burg und lernten u.a. auch Luthers Studierzimmer kennen. Den bekannten Tintenklecks haben wir allerdings nicht gesehen.

Am späten Vormittag ging es endlich aufs Wasser. Mihla sollte das Tagesziel sein. Bald zeigte sich, dass Steuerleute mit scharfem Auge für Untiefen gefordert waren. Ein bisschen mehr Wasser unterm Kiel wäre schon hilfreich gewesen. Bei guter Strömung ging es aber doch schneller als erwartet voran. Am frühen Nachmittag folgte ein verspätetes Mittagessen, organisiert durch Landdienst und Berghof-Hotelier. Auf grüner Wiese am weiß gedeckten Tisch gab es gegrillte Thüringer Bratwurst, Bier und andere Getränke. So gestärkt waren wir so in Schwung, dass wir sogar einige Km über das Tagesziel hinausruderten. Bewährt hatte sich inzwischen der Tipp, Wassersandalen mitzunehmen, denn aussteigen mussten wir des öfteren und auch das Anlegen ging nicht ohne Fuß­bad.

Der Donnerstag - Fronleichnam - sollte uns bis Eschwege führen, wobei uns ein landschaftlich herrlicher Flußlauf erwartete. Vorbei ging es an 60 m hohen Felsenwänden, aber auch an Resten der alten DDR-Grenze. In Eschwege wurde am Bootshaus angelegt, dank eines netten Ruderkameraden fanden wir auch den kürzesten Weg zum Hotel. Der Freitag begann mit einer Stadtrundfahrt, dann ging es auf der Werra weiter Richtung Witzenhausen. Auch diese längste Etappe der Wanderfahrt wurde von allen Ruderern und Ruderinnen gut überstanden. Bei Bad Sooden erinnerten sich einige von uns an frühere Fahrten und an das „Kribbeln“ im Magen, weil damals die DDR-Grenze in der Flussmitte verlief. Gott sei Dank ist das Vergangenheit und wir haften freie Fahrt. Der Abend in Witzenhausen war ganz auf “Kirschen“ abgestellt: Nachdem wir den Tross in Witzenhausen gefunden hatten, gab es Kirschwein, eine Ortsspezialität. Abends folgte Lendchen mit Kirschen, Kirschpfannekuchen und Kirschwasser.

Die letzte Etappe am Sonntag führte bis Hann.-Münden. Höhepunkt war auf der Strecke der Flutgraben bei Hedemünden. Mit kräftigem Schwung wurde das Wehr in einem speziell geschaffenen Seitenarm umfahren. Anschließend, nach Ende der Wanderfahrt, ging es zügig und ohne Stau nach Hause. Bereits am Nachmittag, beim Reinigen der Boote beichteten wir dem Bootswart Gustav Limke unsere Sünden, sprich Aufsetzer. Dank ihm und Helmut Grabow, dass sie für schnelle Beseitigung gesorgt haben. Bei abschließendem Kaffee und Kuchen wurde noch einmal das Erlebnis besprochen, diesen Fluss wieder ohne Hindernisse im freien geeinten Deutschland befahren zu können.

Thomas Blumberg

 

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