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1987 AH-Wanderfahrt auf der Mosel


von Lieser nach Treis


„Ab Freitagmittag aufkommender Regen !  Mit dieser Wetterprognose im Ohr fuhren wir los. Doch schon auf der Anfahrt nach Lieser keimte Hoffnung auf, denn die Wolken verteilten sich. Am Ausgangspunkt unserer Wanderfahrt vom 9. - 11. 10. fanden sich, verpackt in zwei Autos, die Ruderkameraden Berg, Brück, Frinken, Kernebeck, Locher, Preiss, Schnurr, Schöneberg, Wenig und Werner ein, verstärkt von einem ‚Herrenfahrer aus Bonn, hinter dem sich natürlich niemand anders als Pitze Wilhelm verbarg. Es bedurfte jetzt nur noch eines guten Abendessens und fröhlicher Weinprobe beim Winzer und Bootswart des Bernkasteler Rudervereins, Herrn Seidel, und der Himmel war vollends sternenklar.

Am nächsten Morgen — alle waren schon kurz nach 7.00 Uhr draußen — strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Ein gutes Frühstück belebte uns endgültig, und voller Erwartung ging es an die Mosel. Da wartete schon die Barke. Herr Seidel hatte sie inzwischen an den Startplatz gebracht. Der Troß brachte die Autos nach Zell, dem ersten Etappenziel. Andere sorgten für die Bordverpflegung — fest und flüssig — darunter eine Drei-Liter-Flasche eines trockenen 85er Rieslings. Schließlich kann man die Mosel nicht einfach herunter rudern. Man muß sie auch herunter trinken.

Gegen 10.30 Uhr hieß es endlich „Seid ihr bereit? Los! Zehn Ruderer und ein Dauer-Steuermann — so der neue Titel Heinrich Frinkens — begannen die Wanderfahrt. Flott ging es an berühmten Namen vorbei, Bernkastel, Graach, Wehlen. Hier wurde es höchste Zeit, Dollenfett zu besorgen, denn die ersten Schwielen oder gar Blasen machten sich wegen zu trockener Manschetten bemerkbar. Aber dann ging es wie geschmiertl Am Anle­gesteg des RC Traben Trarbach hielten wir Mittagsrast.

Nachmittags wurde es spannend. Die Schleusen Zeltingen und Enkirch durften wir gemeinsam mit den Dickschiffen benutzen. Denn es war Hochwasser. Dann aber brachte uns eine starke Strömung unterhalb Enkirch in arge Bedrängnis. Zwei entgegenkommende mit Vollkraft fahrende Dickschiffe erzeugten so hohe Wellen, daß wir nur mit „Ruder halt“ die Wasseraufnahme minimieren konnten. Nicht zu verhindern war aber, daß wir mit voller Backbordseite gegen eine Boje geschleudert wurden. Ein Riemen zerbrach, und die Bord­wand erhielt einen 10cm langen Riß, gottlob 25cm über der Wasserlinie. Das hat uns aber nicht den Spaß genommen, und der Schaden ist inzwischen auch schon wieder behoben.

Das Tagesziel Zell erreichten wir nach 47km gegen 17.00 Uhr. Aristokratisch wohnten wir im Hotel Schloß Zell. Kleine, antik rustikal eingerichtete, saubere Zimmer, winklige Stiegen, eine gemütliche Kaminecke und eine freundliche Bedienung schafften eine angenehme Atmosphäre. Zwei von uns wohnten sogar in einem runden Turmzimmer — zu erreichen nur über einen Außenbalkon —‚ in dem einst Curd Jürgens mit seiner letzten Frau die Nacht nach der Hochzeit verbracht hafte.

Das Essen im Hotel Brunnen, vor allem aber der herrliche Wein, eine trockene 85er Spät­lese, machten den Abend endgültig zu einem Genuß.

Am nächsten Morgen empfingen wir schon gegen 8.00 Uhr beim RV Zell aus der Hand des „technischen Direktors“, auch ein Winzer, nicht nur den fehlenden Riemen, sondern auch eine neue Kiste Wein. Die Autofahrer fuhren wieder vor, wir anderen ruderten los, und nach einer Stunde, an der Schleuse St. Adelgund, waren wir wieder alle vollständig. In Ernst — es war Mittagszeit — stand plötzlich Irmgard Frinken mit ihren Kindern am Ufer und bewirtete uns mit Kaffee und Kuchen. So schnell haben wir auf Wanderfahrten selten angelegt.

Langsam bedeckte sich der Himmel, es wurde windig und kühler. Daher war die Pause nur kurz, und schon eine Stunde später fuhren wir weiter nach Treis. Es begann zu regnen. Um 16.00 Uhr waren wir nach 95 km am Ziel unserer Wanderfahrt.

Es ist ein immer wieder erstaunliches Phänomen, daß die Gespräche während der letzten Kilometer fast verstummen. Man nimmt wieder einmal Abschied von einem schönen Erlebnis, das nur der mit- empfinden kann, der im Ruderboot mit einer harmonischen Mannschaft mehrere Tage gerudert hat.

Noch im Boot werden schon die ersten Pläne für die nächste Wanderfahrt entworfen. Irgend wer greift sie dann auf und beginnt mit der Vorbereitung.

Ein Hoch als Dank auf Rolf Kernebeck, der es wieder einmal verstanden hat, eine erlebnisstarke Wanderfahrt zu organisieren. Dank auch dem RV Bernkastel für die Barke und deren Rücktransport. Die Heimfahrt nach Witten war wegen übervoller Autobahn für die Fahrer noch strapaziös. Müde, aber glücklich kamen alle heil zurück

Heinrich Frinken
 

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