2008 Tour de Ruhr
Tour de Ruhr - Eine Familienwanderfahrt nach Essen
In diesem Jahr boten Volker und Guido Grabow für den 20. und 21. Juni 2008 eine Familienwanderfahrt an.
Gedacht war sie für alle Familien, die - ob Ruderfans oder solche, die es noch werden wollen - Spaß daran haben, zwei Tage lang mit Gleichgesinnten die Ruhr abwärts bis nach Essen und über den Baldeneysee zu rudern.
Eine willkommene Gelegenheit also, alle in die Boote zu bekommen und die Ruhr in netter Gemeinschaft zu genießen. Wie interessant und vielleicht auch lange herbeigewünscht dieses Angebot war, zeigte dann auch die Rekordzeit, in der die Teilnehmerplätze vergeben waren. Nur etwa dreißig Minuten nach Volkers Ankündigung beim diesjährigen Anrudern kam man zu spät, um noch mitrudern zu können. Komplette Familien, Vater und Sohn, alte Herren, Mutter und Sohn, Paare, die ihre Kinder zu Hause gelassen hatten, und Einzelkämpfer – alle hatten den gleichen Wunsch und fanden sich eineinhalb Wochen vor dem Beginn der Wanderfahrt im Ruderclub ein. Dort wurden die wichtigsten organisatorischen Dinge geregelt und die Liste des unbedingt erforderlichen Equipments noch einmal erläutert.
Volker und Guido hatten alles gut durchdacht und so gab es bis dahin auch keinen Zweifel – die Fahrt wird bestimmt klasse.
Nun kann man alles planen, nicht aber das Wetter. Für richtige Ruderer ist das sicher kein Problem, dennoch nicht gerade erheiternd. Am Donnerstag vor Beginn der Fahrt sank das Thermometer und satter Dauerregen prasselte monoton. Da fiel es schwer, der in der Wettervorhersage angekündigten Wetterbesserung Glauben zu schenken und es wollte so recht keine Vorfreude aufkommen.
„Du weißt ja, dass wir alle für die Wanderfahrt doppeltes Ruderzeug brauchen?“ „Hast du daran gedacht, dass die Kinder neue Gummischuhe bekommen, die alten sind zu klein!“ „Wir brauchen unbedingt noch eine Wassertasche, sonst sind bei dem Wetter alle Klamotten nass, das ist dann Mist.“ - Wohl wahr.
Also wurde gepackt und gerüstet für fast jede Wetterlage und Situation. Am Freitag wurden dann die Boote am RCW gerichtet und die für die Transporte erforderlichen Autos samt Übernachtungstaschen nach Essen gefahren.
Samstagmorgen, sechs Uhr, der Blick aus dem Fenster zeigte einen grauen Himmel und eher trübe Aussichten. Doch knapp drei Stunden später war der Himmel klar, blau, und die Sonne schien, als hätte es in den letzten Tagen gar nicht geregnet.
So standen 25 erwartungsfrohe Ruderer und Ruderinnen in ihren schwarzen, mit Namen bedruckten Wanderfahrt-T-Shirts am RCW und verstauten gut gelaunt ihre Sachen in fünf Booten, bevor es losging.
Bis das letzte Boot abgelegt hatte, halfen Silvia Grabow und Agnes Schröder noch am Steg, um sich dann auf ihre Räder zu schwingen und gemeinsam uns Ruderer vom Land aus zu begleiten. Sie machten viele Fotos, die wunderschön geworden sind.
Unsere erste Etappe führte uns über die Ruhr bis zum Kemnader Stausee, dessen Oberfläche durch Unmengen Wasserpest wie ein grüner Teppich erschien. Von dort aus ging es weiter bis zur Bootsumtrage an der Schleuse in Blankenstein.
In Blankenstein holten wir zuerst die Boote aus dem Wasser, um dann eine erste Versorgungspause einzulegen: Jeder aß aus jeder Vorratsdose, es wurde hin- und hergetauscht und so wurden unter den zusammen gewürfelten Mannschaftsmitgliedern der verschiedenen Boote die ersten Gespräche geführt.
Wenig später waren wir wieder auf dem Wasser und machten uns auf den Weg nach Bochum-Dahlhausen zum nächsten Zwischenstopp. Inzwischen kannten sich die Ruderer in den Booten schon etwas besser, und so machte es nicht nur Spaß zu rudern sondern auch, den anderen Booten zuzusehen. Ein bis dahin unbekanntes Ruderkommando brachte übrigens Guido in Boot Nr. 5 seiner Mannschaft bei, als das Kommando der Steuerfrau Uta konsequent missachtet wurde: „In die Auslage, wir rudern – jeder wie er will.“
In Dahlhausen angekommen legten wir an und machten es uns auf einer Wiese gemütlich. Inzwischen waren die Temperaturen ordentlich geklettert, so dass es einigen Jugendlichen nicht reichte, sich ein Schattenplätzchen zu suchen. Eine Abkühlung musste sein, jetzt und sofort, und zwar in der Ruhr. Also schwammen Karoline, Falk, Gero, Lukas und Jan Philipp zum anderen Ufer der Ruhr, um sich auf der anschließenden Etappe wieder trocken zu rudern. Unter den Teilnehmern wurden die Sonnencremeflaschen herumgereicht, egal ob die Creme noch rechtzeitig oder schon zu spät aufgetragen wurde und zum – fast - wichtigsten Kleidungsstück wurden die Sonnenkappen.
Nachdem wir wieder abgelegt hatten, machten wir uns auf den Weg zum TVK – Essen, unserem vorletzten Etappenziel. Beim TVK kamen wir so an, dass wir noch Kaffee trinken und ein Stück Kuchen bzw. ein Eis essen konnten, bevor wir uns auf den Weg zu unserem Ziel, dem Essen- Werdener- RC machten. Die Stimmung war supergut und wir hatten nicht nur in den Booten während des Ruderns viel Spaß, gerade in den Pausen gab es viel zu Lachen. Bis zum Schluss der Fahrt am Sonntag blieb übrigens die Frage ungeklärt, ob die Nummerierungen der Boote in irgendeinem Zusammenhang mit der Leistungsfähigkeit und Ausdauer der jeweiligen Mannschaften standen…
Bis wir abends beim RC Essen-Werden ankamen, mussten wir noch ein Stück ruhrabwärts zurücklegen. Auf diesem Teil der Strecke fuhren wir nicht nur an Schwänen und Entenfamilien vorbei, wir konnten auch Wildgänse bei ihrer Rast am Ruhrufer aus nächster Nähe beobachten.
So hatten wir uns nach rund 35 km am ersten Tag der Wanderfahrt in Werden einen gemütlichen Grillabend verdient. Auch Pitze und Marita Wilhelm waren dazu gekommen. In netter Runde saßen Kinder und Erwachsene bei Spiel und Gespräch lange zusammen.
Die Nacht von Samstag auf Sonntag verbrachten einige auf Luma-Schlafplätzen im Werdener RC. Gero und Lukas starteten sogar den Versuch, direkt in freier Natur auf dem Steg direkt neben einem Entennest zu schlafen. Die weniger experimentierfreudigen und abenteuerlustigen Schläfer zogen sich in das Haus am Turm zurück, wo Volker Betten reserviert hatte.
Am Sonntag aßen wir dann von einem reichhaltigen Frühstücksbuffet im RC Essen- Werden. So gestärkt ruderten wir ein Stück zurück zum Steeler Ruderverein, an dem unser Bootshänger stand. Rechtzeitig vor einem drohenden Sommergewitter verluden wir die Boote und – man glaubt es kaum, dass man auf einer Wanderfahrt so viel essen kann - konnten uns dort nach Lust und Laune an einem Mittagsbuffet bedienen, das von einem Eis von Georg Breucker abschließend versüßt wurde.
Bei strahlendem Sonnenschein und bester Laune kamen wir am frühen Nachmittag wieder in Witten an. Das Putzen der Boote und Aufriggern war nun Kür und fiel leicht, weil Anke uns – ausgehungert wie wir nach einer eineinhalbstündigen Verzehrpause waren - mit Eistorte und gut gekühlter Wassermelone empfing, um unseren Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen.
Bis zum Schluss war die Stimmung super. Rudern macht eben einfach Spaß, besonders in so einer netten Gruppe und bei einer gut geplanten Tour. Irgendwie wurden wir den Eindruck nicht los, dass man nicht nur die Route und den Wasserstand sondern auch das Wetter ganz genau planen kann, warum sollte sonst alles so gut gepasst haben?
Wenn man übrigens selbst einmal erleben will, wie schön Rudern mit anderen Familien sein kann, hat man nach der derzeitigen Planung dazu im nächsten Jahr wieder Gelegenheit. Wenn sich genügend Interessierte finden, soll wieder eine Familienwanderfahrt stattfinden.
Jan Philipp und Claudia Gründling