1984 Jugendwanderfahrt in der Schweiz
Auch Ruderer lieben die Berge —
Anfang August starteten 22 Jugendliche und 4 Erwachsene des RCW für 8 Tage zu einer Wanderfahrt nach Böningen am Brienzer-See in der Schweiz. Die zahlreichen Eltern, die uns am Bootshaus verabschiedeten, sahen schon an dem mit 5 Ruderbooten und 6 Surfbrettern vollgeladenen Bootsanhänger, daß sich alle viel vorgenommen hatten. Nach langer Fahrt erreichten wir unser Ziel, den Campingplatz Böningen, der malerisch direkt am Ufer des Sees liegt. Hier errichteten wir mit unseren Zelten eine richtige „kleine Zeltburg“, in deren Mittelpunkt — wie könnte es anders sein — eine lange Tischreihe für die diversen Mahlzeiten aufgestellt wurde. Den Chefkoch des Ruderclubs, Etzel Winkler, hatten wir mit dabei: Ob die Sonne schien oder es in Strömen regnete, immer stand Etzel im Kochzelt, um für unser leibliches Wohl zu sorgen.
Leider regnete es öfter; das Wetter in der Schweiz zeigte uns nicht gerade seine Sonnenseite. Einige von uns fühlten sich eher ans heimische Sauerland als an eine Alpenlandschaft erinnert. Nach Tagen vergeblichen Ausschauhaltens nach den berühmten Bergen Eiger, Mönch und Jungfrau wurden immer mehr Postkarten gekauft, die uns die Schönheit der Landschaft zumindest erahnen ließen.
Das schlechte Wetter hielt uns trotzdem nicht von zahlreichen Aktivitäten ab. Insgesamt ruderten wir 120 km über den Brienzer- und Thunersee. Dreimal nahmen wir unsere Surfbretter. Trotz des kalten Wassers ließ sich keiner von uns abhalten, und diejenigen, die hierbei noch nicht genug geschwommen waren, gingen anschließend ins Schwimmbad des Campingplatzes.
Fleißig und in großer Erwartung kletterten wir 4 Stunden bergauf: unser Ziel war die „kleine Scheidegg“ (2061 m), von wo aus wir mit einer Zahnradbahn zum Jungfraujoch (3054 m> weiterfahren wollten. Keuchend und pustend kamen wir dort an. Leider schneestöberte es auf der Jungfrau, und so blieb uns nichts anderes, als ohne Bergbahnfahrt wieder abzusteigen. Nach der Besichtigung faszinierender unterirdischer Wasserfälle ließen wir den Tag in einem vornehmen Restaurant gemütlich ausklingen.
Da der Ferienaufenthalt direkt in die Zeit der olympischen Ruderwettbewerbe fiel, „besetzten“ wir mit der ganzen Gruppe ein nahegelegenes Eis-Cafe mit Farbfernseher und ver-schafften uns mit Anfeuerungsrufen und anderen Gefühlsausbrüchen Platz. Als versöhn-liche Entschädigung für vergraulte Gäste bestellten wir aber auch für jeden noch einen 2. Eisbecher.
Insgesamt hatten wir alle viel Spaß. Gesund und munter kehrten wir nach Witten zurück —und gemessen an den in diesen Tagen aufgetretenen Sturmschäden in Bayern und weiten Teilen der Schweiz fanden wir, daß wir und unsere Zelte doch noch Glück mit dem Wetter gehabt haben. Es ist halt alles relativ.
Georg Breuker