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02. Mai 2014

26. Weser-Achter vom 27. bis 29.09.2013

Da saß ich am Samstagmorgen im Nebel in Hannoversch-Münden auf der Fulda auf Platz sieben im 26. Weser-Achter, bereit zum Start für eine Altherren-Wanderfahrt über 135 km. Vor und hinter mir eine illustre Mannschaft: Johann Böhme, Dieter Borgmann, Siegfried Held, Siegfried Knoop, Albrecht Müller, Dieter Peters, Frank Weber und Steuermann Udo Kemmer. Als Tross waren auf dieser Etappe Michael Göhler, Wilfred Güthoff, Udo Wegermann und Peter Wilhelm unterwegs. Alles ausgewiesene Ruderrecken! Zusammengezählt Jahrhunderte von Ruderpraxis und umfassende Wanderrudererfahrung!

Und ich frage mich, was ich hier soll und wie ich hier hin gekommen bin. 

Udo Wegermann ist schuld!

 

 
Als Schüler und Studenten gehörten wir Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre mit Hartwig (Hatze) Huland, Udo (Ede) Kemmer, Andreas (Anton) Lübbert, Peter (Puppino) Steinmetz und anderen ambitionierten Jungruderern zu den Hoffnungsträgern des RCW. Zur Jugendbesten-Ermittlung in Duisburg waren wir gemeldet, aber wir haben es nicht bis dorthin geschafft, weil der alte Opel Kapitän, der den Bootsanhänger ziehen sollte, auf der Autobahn seinen Geist aufgab.

 

Während der Studienzeit traf man sich in den Semesterferien und fuhr eine Reihe von Herbstrennen – Doppelzweier/Doppel- u. Riemenvierer /Riemen-achter. Legendäre Veranstaltungen waren die Städteachter Bochum-Witten  – mal gewonnen, mal verloren – aber mit den anschließenden Feiern bei den Siegern unvergessliche Erlebnisse!

 

Dann war bei mir über 40 Jahre Auszeit vom Rudern – Berufsstress, Familie, Wohnung zu weit weg vom RC. Udo Wegermann, Udo Kemmer und ich haben uns regelmäßig getroffen (wir waren auch Klassenkameraden), und speziell Udo Wegermann hat immer wieder gedrängt. „Komm zum Rudern!“ Bei der Feier zu seinem 70. Geburtstag am Stammtisch des RCW ging die Anmeldeliste für den Weser-Achter herum: ich habe mich spontan eingetragen. Warum soll man im 70sten Lebensjahr nicht mal etwas unternehmen, was man bis dahin noch nie gemacht hat!? Danach Zweifel: 45 Jahre nicht gerudert, Raucher, Rücken (wie ich später festgestellt habe, haben andere auch „Rücken“ oder ähnliche Zipperlein). Wieder Udo Wegermann: „Vorher kommst Du aber mal zum Rudern!“  Das habe ich mehrfach brav getan und siehe da, es klappte fast wie in alten Zeiten. Ein bisschen kurz in der Auslage (Rücken), etwas knappe Luft bei einer Tour bis zur Weißen Mauer (Raucher), aber sonst ging es ganz gut. Das Ganze noch ein paar Mal exerziert und der Weser-8er (135 km!??) schien schon weniger bedrohlich.    

 

Ich merke, meine Einleitung ist zu lang, aber das liegt an meiner Begeisterung!

 

Schon die minutiöse Vorbereitung des Unternehmens durch Dieter Borgmann war super. Zum Verladen des Bootes am Donnerstag hatte ich um Befreiung gebeten, das hat zwar eine Runde gekostet, aber die Fahrerei von Solingen nach Witten im Berufsverkehr am späten Nachmittag macht nicht wirklich Spaß!  Und dann erschienen am Freitag auch noch alle pünktlich zum vorgesehenen Abfahrtstermin – früher war das undenkbar! Dieter chauffierte uns bei strahlendem Sonnenschein nach Hannoversch-Münden, das Boot wurde abgeladen und aufgeriggert. Der Rest der Crew aus Witten kam an (angeblich sei der Pfarrer „wie der Teufel“ gefahren!), auch Albrecht traf pünktlich von seinem Klassentreffen aus Weimar ein, und wir verbrachten einen gemütlichen und (wie am nächsten Morgen von einigen Teilnehmern festgestellt wurde, etwas zu) langen Abend im „Schmucken Jäger“. Gruß und Dank an Etzel Winkler, der es sich nicht nehmen ließ, uns aus der Ferne eine Runde Kümmerling zukommen zu lassen.


Der einzige Mist war, dass ich als Novize dazu verdonnert wurde, diesen Bericht zu schreiben („ein alter Brauch!“). Als ich dann hörte, dass ein Neuling auch einen „Patenonkel“ haben müsse – auch das sei ein altes Ritual - und für dieses Amt galt  Udo Wegermann als prädestiniert, schwante mir zunächst Böses. Doch wir haben uns gut vertragen. Es gelang mir leider nur nicht, ihn nach dem Abendessen mit den obligatorischen Erdnussrationen zu versorgen. Offensichtlich waren jedoch die Portionen bei den Abendessen groß genug, dass er mir das nicht allzu übel angekreidet hat – nur die lieben Mitruderer konnten es nicht lassen, mit hochgezogenen Augenbrauen anzügliche Bemerkungen zu machen – wahrscheinlich waren sie auf die Erdnüsse scharf!

 

Der nächste Abend im Hotel Buntrock in Holzminden war ebenso gemütlich, doch etwas weniger lang und anstrengend, ein eindeutiger Beleg: Auch im vorgerückten Alter kann die Vernunft noch zunehmen. Der „Weser-Zander“ war vorher von denen, die es von früheren Fahrten wissen mussten, so gelobt worden, dass die gesamte 13-köpfige Mannschaft einstimmig ihre Bestellung aufgab. Es wurde befürchtet, dass die Portionen jetzt kleiner würden. Das hat sich zum Glück nicht bestätigt.

 

Natürlich wurde ich auch dem Tross zugeteilt, und ich muss zugeben: Als Neuling war ich nicht undankbar, dass ich nicht 132,6 km, sondern „nur“ 83,7 km rudern „musste“. Zu den Aufgaben der Trossmannschaft gehört – wie jeder Wanderruderer weiß – das Bewegen der Begleitfahrzeuge vom Start- zum Zielpunkt einer Etappe. Aber wer musste (durfte!) dabei schon ein Jaguar E-Cabrio fahren (Albrecht sei Dank!).  

 

War sonst noch etwas? Ach ja, es wurde auch gerudert!
Am Samstagmorgen starteten wir pünktlich, weil wir einen festen Termin für die Schleuse hatten. Dieter hatte uns verschwiegen, dass uns eine hübsche Schleusenwärterin erwarten würde – saß er deshalb in der Spitze des Bootes!? Es war dunstig, hinter der Schleuse auf der Weser wurde der Nebel dichter – dafür konnte Dieter nichts – und selbst unser erfahrener Steuermann Udo Kemmer  hat ganz schön geflucht! Aber er hat uns wohlbehalten um alle Flussbiegungen ans Etappenziel gebracht. Vielen Dank!    

 

Im Nebel rudern hat aber auch einen besonderen Reiz: die Außenwelt endet 10 m außerhalb des Bootes und man rudert und sinniert so vor sich hin. Das „so vor sich hin rudern“ wird offensichtlich auf Wanderfahrten generell nicht so sehr übelgenommen: Der jeweilige Steuermann – Dank an Udo Kemmer und Pitze Wilhelm – sah sich nur gelegentlich zu einem, dann allerdings etwas vorwurfsvoll klingenden „Schlag achten!“ veranlasst!

Am Ende der ersten Etappe hob sich der Nebel, die Sonne brach durch und wir hatten für den Rest des Tages und auch am Sonntag strahlend blauen Himmel.

 

Bei jeder wissenschaftlichen Abhandlung ist es unumgänglich, die einschlägige Literatur zu prüfen, damit man sich nicht u.U. Plagiatsvorwürfen ausgesetzt sieht. Um nicht zu wiederholen, was die jeweiligen Chronisten zu den bisherigen 25 Weserachter-Fahrten geschrieben hatten, habe ich alle Berichte noch einmal gelesen. Diese waren jeweils zeitnah in den Clubnachrichten erschienen. Dank der Arbeit von Dieter Borgmann und Dieter Peters gibt es eine Sammlung über die ersten 25 Jahre. Es ist erfrischend zu verfolgen, mit welcher Begeisterung und Akribie Landschaft, Städte und Dörfer, Wetter, An- und Ablegen, Trosswechsel, die Menge und Qualität der Verpflegung und Getränke und nicht zuletzt die Verfügbarkeit von warmem Wasser zum Duschen beschrieben werden.

Ich kann mich kurzfassen: es war eigentlich in diesem Jahr wie offensichtlich immer – von einigen früheren Widrigkeiten abgesehen, wie Nicht-Rudern-Wollen bei Regen, Niedrigwasser o. Ä.  

 

Einige Dinge fand ich in der Geschichte des Weser-Achters bemerkenswert. Anfangs war man offensichtlich bemüht, im Stil eines Ruder-Marathons Rekorde aufzustellen: Nach 163 km 1985 und 111 km 1986 (wegen Wetterfühligkeit – es regnete – hat man das Rudern eingestellt und das Boot eingepackt), wurden 1987 von Hannoversch-Münden bis Minden von Samstagmorgen bis Sonntagmittag 202 km zurückgelegt! Udo Kemmer war der Berichterstatter für diese Tour in den RCW-Nachrichten. Sein Schlusswort: „Herzlichen Dank an Etzel Winkler, aber eine Bitte für das nächste Jahr: 202 km sind genug (für 2 Tage).“
Das haben sich spätere Fahrtenleiter offensichtlich zu Herzen genommen: es wurden  Touren über „nur“ noch 155 km bis ca. 190 km durchgeführt.
Wir sind 132,6 km gerudert (1987 das Pensum des ersten Tages!), das fand keiner der Teilnehmer zu wenig, auch Albrecht hat zu keiner Zeit eine Erhöhung der Schlagzahl oder -intensität gefordert.

 

Wir hatten drei Teilnehmer der ersten Runde von 1985 dabei: Udo Kemmer und Siegfried Held haben bis auf wenige Ausnahmen alle Fahrten mitgemacht, Siegfried Knoop war Teilnehmer der ersten Tour und machte jetzt die 26. wieder mit. Johann Böhme, Dieter Borgmann, Wilfred Güthoff und Peter Wilhelm standen jeweils mehr als ein Dutzend Mal in der Teilnehmerliste. Dies gilt jedoch nur unter Vorbehalt: die Berichte über die 25 Vorgängerfahrten sind nicht ohne Lücken, und gelegentlich haben die Berichterstatter auch auf die gebührende Nennung der Teilnehmer verzichtet. Damit da nicht eine weitere Lücke entsteht, habe ich eingangs wohlweislich alle Teilnehmer unserer Tour aufgezählt.

 

Eines fiel mir noch auf: der „alte Brauch“, dass Neulinge den Bericht schreiben müssten, ist wohl bei dieser Tour erst eingeführt worden; das gleiche gilt für die „Patenschaft“. Berichte über frühere Fahrten enthalten hierzu keinerlei Aussagen. Andererseits gab es wohl regelmäßig das Ritual, dass dem Neuling das „Rettungsholz“ überreicht (oder verliehen?) wurde - Funktion und Bedienung blieben allerdings offensichtlich ungeklärt. Aber Traditionen leben auch aus Erneuerungen.

 

Ein kurzes Resümee: Es war eine tolle Tour in einer sehr kameradschaftlichen Atmosphäre! Wenn ich darf, bin ich beim nächsten Mal wieder dabei. Und ich komme auch vorher wieder zum Proberudern – versprochen!

 

1.10.2013, Friedhelm Blennemann        

 

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