Erfahrungsbericht von Liana Büttner zum Förderlehrgang der DRJ in Ratzeburg
Die deutsche Ruderjugend lädt jährlich zum Lehrgang zur sportlichen Jugendbildung ein. Teilnahmeberechtigt sind alle Medaillengewinner der Langstrecke des Bundeswettbewerbs vom Sommer.
Dieses Jahr fand der Lehrgang, betreut von sieben Mitgliedern des DRJ- Teams, vom 07.10. bis zum 14.10.2023 in Ratzeburg statt. Wie schon letztes Jahr hatte ich mit meiner Langstreckenzeit im leichten Einer nur knapp den zweiten Platz verfehlt und damit keine Einladung zum Lehrgang erhalten. Doch diesmal war das Glück auf meiner Seite. Durch eine Absage rückte ich in die Teilnehmerliste nach und durfte kurzfristig doch noch zum Lehrgang. Meine Familie und ich warfen die Urlaubspläne über den Haufen, buchten Zugtickets und ich fuhr allein nach Ratzeburg.
Die Anreise der Teilnehmer war sehr unterschiedlich. Manche kamen wie ich mit der Bahn, manche wurden gebracht, sogar ein Privatflugzeug kam zum Einsatz. Aber alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen im Laufe des Samstags am Bahnhof ein. Von dort aus ging es mit dem Bus zur Ruderakademie, wo wir, wie auf Regatten, zunächst die Boote für die Lehrgangswoche gemeinsam aufgeriggert haben. Alle Jugendlichen waren auf Zimmern in der Akademie, einem Hotel und einer Ferienwohnung aufgeteilt. Ich teilte mir ein Akademie- Zimmer mit einem Mädchen aus München. Essen gab es in der Akademiekantine, in der auch die deutsche Nationalmannschaft, die zu der Zeit in Ratzeburg trainierte, verpflegt wurde. Aber von dem Frühstück gab es jeden Morgen Sport: Minimum 5 km Laufen um den See, zum wach werden. Während des Lehrgangs hatten wir, neben dem Rudertraining, auch viele Vorträge z.B. zu Verbandsstrukturen des DRV oder zu Dopingprävention. Uns besuchte sogar der U19 Nationaltrainer, der uns schonmal die Termine für die Weltmeisterschaften mitteilte, an denen wir seiner Meinung nach sicher teilnehmen würden, wenn wir weiter fleißig trainieren. Passend bekamen wir technische Anleitungen zum Langhanteltraining. Ganz neu für mich war das Riemenrudern. Hier wurden wir theoretisch in die Technik eingeführt und durften uns dann auch auf dem Wasser ausprobieren.
Der Ratzeburger See ist groß und in der flachen Naturparklandschaft Schleswig-Holsteins, nahe der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern, sehr dem Wind ausgesetzt. Wir aber hatten Glück. Der Sommer hatte sich zwar verabschiedet und wir hatten die erste Woche mit wirklich herbstlichen Temperaturen, aber es war windstill. Bestes Ruderwetter also. So konnten wir wie geplant jeden Vormittag und Nachmittag in unterschiedlichsten Bootsklassen aufs Wasser. Darüber hinaus gab es natürlich auch gemeinsame Freizeitausflüge. Wir sind zum Beispiel gemeinsam Draisine gefahren. Am meisten Freude aber hatte ich tatsächlich am Rudern.
Besonders im Doppelzweier mit Josefine aus Erlangen (Bayern), die auf dem Bundeswettbewerb schweren Einer gefahren war. Wir harmonierten einfach auf Anhieb so gut im Boot, das es schon schade ist, dass wir so weit entfernt wohnen. Im Doppel- und Riemenvierer wurden wir gefilmt und jeder bekam individuelle Tipps zur Verbesserung der eigenen Rudertechnik. Damit das Gelernte auch gleich angewendet werden konnte, gab es am Freitag, dem letzten Lehrgangstag, eine kleine Regatta der Lehrgangsteilnehmer. Mein Vierer gewann hier das A-Finale. Ein toller Abschluss für meinen Lehrgang. Und so war ich auch nicht mehr böse, dass ich die einzige Teilnehmerin war, die den Lehrgang nicht gegen eine Woche Schule getauscht hat, sondern gegen einen Woche Urlaub in den Herbstferien. Ich habe viel gelernt und tolle Erfahrungen gesammelt. Ich bin in Kontakt mit so vielen tollen Sportlern und Sportlerinnen meines Alters gekommen und habe das Mannschaftsgefühl genossen. Kurz vor der Abreise am Samstag wurde mir dann noch mein erstes Ruderabzeichen (Bronze) verliehen. Es hat sich gelohnt!
Liana Büttner