FISU World University Games Chengdu
Vom 28.7. - 8.8. finden in der chinesischen 20 Mio. Einwohnerstadt Chengdu die FISU World University Games statt. Mit dabei sind die Wittener Ruderer Finn Wolter (Uni Witten Herdecke) und Lukas Föbinger (TU Dortmund). Dabei werden die Ruderwettkämpe vom 4.-6.8. ausgetragen. Die beiden wurden bereits vor mehreren Wochen auf Grund ihrer Leistungen in der Saison 2023 vom allgemeinen deutschen Hochschulsportverband (adh) für die Spiele nominiert. Ein ausführlicher Bericht.
Vorbericht:
Mit 160 Athletinnen und Athleten nominiert der adh eine historisch große Mannschaft (235 Personen umfasst die Delegation insgesamt) für die Spiele. Dies liegt auch daran, dass Deutschland 2025 der Gastgeber der FISU Games sein wird. Diese werden dann von mehren Städten gemeinschaftlich in der Rhein-Ruhr Region ausgetragen.
Insgesamt kämpfen 6.500 studentische Athletinnen und Athleten aus 119 Nationen in 18 Sportarten um die Medaillen. Die World University Games (ehemals Universiade) sind damit die zweitgrößte Multisportveranstaltung nach den olympischen Spielen. Alle Athletinnen und Athleten leben in einem Athletendorf zusammen. Dafür wird das neu gebaute Gelände der Chengdu University verwendet. Die Spiele wurden am 28.7. mit einer beeindruckenden Eröffnungsfeier von chinas Staatspräsident Xi Jinping eröffnet. Leider konnten Finn und Lukas daran nicht teilnehmen, weil sie erst am 29.7. mit den anderen deutschen Ruderen und einigen Leitathletinnen anreisten.
Die Eindrücke, die Finn und Lukas vor ihren Wettkämpfen sammeln konnten sind sehr vielfältig. In den ersten Tagen vor Ort wurde viel auf der Regattastrecke der Sichuan Water Sports School trainiert. Es blieb jedoch auch Zeit für die beiden das Athletendorf kennenzulernen und erste internationale Bekanntschaften zu machen, sowie die deutsche Mannschaft bei anderen Sportarten anzufeuern. „Es ist unglaublich toll eine Mutlisportveranstaltung dieser Größe miterleben zu dürfen. Es fühlt sich ein bisschen an, wie ich es mir bei den olympischen Spielen vorstelle,“ erzählt Finn beeindruckt. Lukas bestätigt und ergänzt: „Das hier hat einfach eine ganz andere Größenordnung als die bisher von uns erlebten Ruder-Weltmeisterschaften. Es ist zudem alles reibungslos organisiert und wir haben hier sehr gute Bedingungen zum schnellen Rudern vorgefunden.“
Für die beiden starten die Wettkämpfe am Freitag (4.8.). Die Finals werden am Sonntag (6.8.) ausgetragen. Finn wird mit seinem Partner Nikita Mohr im leichtgewichts Doppelzweier probieren seiner Saison einen weiteren Titel hinzu zu fügen, nachdem beide vor knapp 2 Wochen U23 Weltmeister in dieser Bootsklasse wurden. Die Konkurrenz ist allerdings nicht zu unterschätzen. Es sind in dieser 11 Boote mit international erfahrenen Ruderern gemeldet. Dabei gilt es zunächst sich am Freitag im Vorlauf einen der begehrten Finalplätze zu sichern und sich damit den Umweg über den Hoffnungslauf zu ersparen.
Für Lukas geht es im Achter im fünf Boote Feld zunächst darum sich am Freitag im Bahnverteilungsrennen eine gute Bahn für das Finale zu sichern. Die gegnerischen Achter sind teilweise mit U23 Weltmeistern besetzt und auch als stark einzuschätzen. „Eine Medallie wäre das Ziel,“ sagt Lukas.
Für die Tage nach den Wettkämpfen haben sich die beiden vorgenommen die Stadt und die Umgebung zu erkunden, mit einheimischen ins Gespräch zu kommen, sowie das internationale Feeling bis zum Abflug am 9.8. voll auszukosten.
Hauptbericht:
Am Freitag den 4.8. standen Finns Vorlauf im Leichtgewichts Doppelzweier und Lukas Bahnverteilungsrennen im Männer Achter auf dem Programm. Finn gewann seinen Vorlauf dominant und qualifiziert sich für das A-Finale. Lukas wurde zweiter hinter den Niederlanden und vor China und sicherte sich damit eine gute Bahn für das Finale.
Am Sonntag den 6.8. standen innerhalb kürzester Zeit alle Ruderfinals an. Die deutsche Mannschaft sicherte sich im Verlauf des Vormittags bereits drei Bronzemedallien. Die erste Silbermedaille für das deutsche Ruderteam sicherten sich die amtierenden U23-Weltmeister Finn Wolter (Uni Witten/Herdecke) und Nikita Mohr (Uni zu Köln) im Leichtgewichts Doppelzweier der Männer. „Das Rennen war abgefahren”, so Mohr. „Wir lagen am Startblock und auf einmal kam eine Gewitterfront auf. Die Bedingungen waren dann sehr hart, da sich eine Welle aufgebaut hat. Trotzdem hatten wir einen guten Abstand nach 1.000 Metern. Dass die Italiener auf den zweiten 1.000 Metern aufholten und mit einem starken Endspurt an uns vorbeizogen, hat uns richtig beeindruckt.” „Mit Silber haben wir nicht ganz erreicht was wir uns vorgenommen hatten. Wir sind dennoch zufrieden mit unserer Leistung und der Möglichkeit in Chengdu unser Können unter Beweis zu stellen“, sagte Finn Wolter nach dem Rennen.
Im Männerachter holten Friedrich Dunkel (Uni Hamburg), Lukas Föbinger (TU Dortmund), Henry Hopmann (Uni Bochum), David Keefer (TU Dortmund), Henning Köncke (Medical School Hamburg), Till Martini (Uni Erlangen-Nürnberg), Leon Schandl (TU Dortmund), Rene Schmela (HS Ruhr-West) und Tom Tewes (Uni Bochum) die Silbermedaille vor China. Der Achter fuhr einen guten Start und schob sich über Zwischensprints immer weiter nach vorne. Schlag um Schlag konnte sich das deutsche Team den Silberrang sichern und musste sich lediglich den starken Niederländern geschlagen geben. „Wir haben das Rennen in einem technisch hochkarätigen Feld gut gelöst“, freute sich Hopmann. Lukas Föbinger ergänzt: „Es waren heute sehr schwierige Bedingungen auf dem Wasser. Vor dem Rennen hat es stark geregnet, sodass wir das Boot bis unmittelbar vor dem Start ausschöpfen mussten. Da musste man schon einen kühlen Kopf bewahren, was unserer international erfahrenen Mannschaft sehr professionell gelungen ist. Es bedeutet mir viel und ich bin unglaublich dankbar bei dieser großen Veranstaltung eine Medallie geholt zu haben. Wir haben unser Potential voll ausgenutzt und unsere Bestleistung im Finale abgerufen. Wenn einem das im Finale gelingt ist das immer ein sehr schönes Gefühl.“
Zurück im Athletendorf angekommen wurden die Ruderer, mit ihren insgesamt fünf errungenen Medallien, von der gesamten deutschen Delegation empfangen und gefeiert. Disziplinchef Sören Dannhauer resümiert den Finaltag: „Die deutschen Studierenden haben eine starke Teamleistung gezeigt. Unsere Boote haben ihr Potenzial durchweg ausgeschöpft. Auf und neben dem Wasser ist die deutsche Mannschaft überzeugend aufgetreten. Ich kann allen Sportlerinnen und Sportlern nur gratulieren.”
Die Tage nach den Wettkämpfen verbrachten Finn und Lukas damit die deutsche Mannschaft in den anderen Sportarten bei ihren Wettkämpfen anzufeuern und die Stadt Chengdu zu erkunden. „Die ganze Stadt war voller Werbung für die Spiele. Überall haben uns Menschen auf der Straße erkannt und wollten Unterschriften und Fotos von uns. So etwas haben wir bisher noch nicht erlebt. Wir haben uns gefühlt wie Berühmtheiten“, erzählte Finn. Beide waren von der Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen fasziniert. „Da nur wenige Menschen englisch konnten war die Kommunikation zwar erschwert aber wir konnten uns mit Händen, Füßen und dem Übersetzungsprogramm auf dem Handy dennoch verständigen. Es waren sehr nette und interessante Gespräche dabei, die ich nicht vergessen werde,“ sagte Lukas.
Auch im Athletendorf gab es noch einige Dinge zu entdecken. So hatten die Organisatorinnen und Organisatoren der FISU Games ein abwechslungsreiches kulturelles Unterhaltungsangebot zusammengestellt. Es gab die Möglichkeit spielerisch chinesisch zu lernen, klassischer chinesischer Musik in Vorführungen zu lauschen, eine Kunstausstellung zu besuchen und mit modernsten virtual reality Brillen imaginäre Welten zu erkunden.
Am 8.8. wurden die FISU Games in einer bombastischen Abschlussfeier mit Musikauftritten, Feuerwerk und Reden der Offiziellen beendet. Die FISU Flagge wurde am Ende feierlich an die Bundesrepublik Deutschland (in Person vom Parlamentarischen Staatssekretärs der Bundesministerin des Innern, Mahmut Özdemir) übergeben, denn 2025 werden die World University Games in der Rhein-Ruhr Region ausgerichtet werden. Für Lukas und Finn geht damit eine Reise voller neuer Erfahrungen und sportlichen Höhepunkten zu ende. Der Slogan der Veranstaltung „Chengdu makes dreams come true“ (Chengdu lässt Träume wahr werden), hatte sich für die beiden bewahrheitet.
Deutschland wurde mit vier Titeln und insgesamt 24 Medaillen (davon 5 im Rudern) Zwölfte in der Nationenwertung, was den sportlichen Leiter der Delegation ausgesprochen zufrieden stimmte.
Fotos: adh/Arndt Falter
Lukas Föbinger