EMS 2022: Eine AH – Wanderfahrt zwischen heiß und kalt, nass und trocken
Frühsommer 2022, ein warmer Juni folgt einem noch recht kühlen Mai. Zwar Regengüsse zu Pfingsten, Anfang Juni, bislang aber noch keine übermäßigen Hitzetage. So stand also einer wettermäßig positiv zu betrachtenden Emsfahrt nichts im Weg.
Wenn, ja wenn uns, einer schon zahlenmäßig kleinen Truppe von acht Teilnehmern, verteilt auf zwei Boote, „Flotter Dreier“ und „Puppino“, dazu ein Pedelec, besetzt mit Dieter P., genannt MoK, der „Gevatter Corona“ nicht in letzter Minute einen Streich gespielt hätte. Helmut – Olli Olsberger – hat’s erwischt. Und wie das bei Corona so ist, Hausarrest für mindestens fünf Tage. Gottseidank nicht bei Wasser und Brot.
Die Nachricht ereilte uns am Dienstag, noch früh genug, für Fahrtenleiter Dieter Borgmann das Konzept umzustellen. Jetzt neu, ein Vierer mit, „Der Jugend wär das nicht passiert“, kein Pedelec und nur noch sieben Ruderer / Trossleute. Reicht ja für fünf Mann Besatzung und zwei Fahrer. Schau ‘n wir mal.
Schnell war am Mittwochabend unser Vierer mit „Das wär der Jugend nicht passiert“ , verladen und so stand einem pünktlichen Start am Donnerstagmorgen nichts mehr im Weg. Mit dabei waren : Axel Kunde, Dieter Borgmann, Johann Böhme, Michael Göhler, Anton Schnurr, Udo Kemmer, Dieter Peters
Anfahrt-Ziel und Startpunkt: Canu-Club Emsdetten. Abladen, Aufriggern, Buttern, Boot geht zu Wasser, Ablegen bei angenehmer Temperatur und günstigem Wind. Das Tagesziel, der RTHC Rheine, war schleusenfrei nach gut zwei Stunden Fahrt (17 km) erreicht. Das Boot für die Nacht sicher auf dem Clubgelände gelagert, ging es jetzt per Bus 35 km zu unserem Standquartier, Hotel Am Wasserfall, Lingen-Hanekenfähr, direkt neben dem noch aktiven AKW. Die folgenden drei Nächte haben uns aber nicht geschadet. - Einchecken – Terrasse erkunden – das erste Bier zischte. Für die Vorsichtigen Radler oder Apfelschorle. Und so brachten wir diesen und die folgenden beiden Abende gut versorgt auf der Hotelterrasse zu, wie üblich in alten Erinnerungen über längst vergangene Wanderfahrten schwelgend.
Der folgende Rudertag, Freitag, sollte für uns noch gemäßigte Temperaturen bieten. Der Tross bediente wie üblich die Schleusen, sofern er sie denn fand. Schleusen an solch kleinen Flüssen, erbaut vor knapp 200 Jahren, haben Handbetrieb ohne jegliche elektrische Regelung. Die Fall-/Hubhöhe ist in der Regel nicht mehr als 3 m. Das Regeln übernimmt hier das Wasser selbst: Hat die Kammer noch zu viel Wasser, lassen sich die Tore nicht öffnen. Kann also nix passieren. Ist das untere Schütz nicht richtig zu, wird die Kammer nie voll, respektive leer, wenn das obere Schütz nicht zu ist. Schütz öffnen oder schließen = richtig herum kurbeln und zwar mit einigem Krafteinsatz. Learning by doing und hingucken, ob die Kammer sich wirklich füllt oder leert. Auch Öffnen und Schließen der Tore geht mit Handkurbel. Und ich sachet Euch: Die haben mehr Wasserverdrängung als ein Scullblatt.
Zur 2. Schleuse des Tages in Rheine gab es keinen Zugang für die Tross-Mannschaft, und zur Dritten mitten im Wald bei Bentlage, da endete der Weg auf der anderen Seite des Flusses. Die Nummer des Über-Wasser-Gehens war vom Tross nicht einstudiert. Also Weiterfahrt zum Mittagspunkt der Ruderabteilung Salzbergen. Ein verlassener Gasthof, ein Campingplatz, dessen Hofladen sich als mager bestückter Warenautomat und das Cafe als geschlossener Verkaufsstand entpuppte. Aber wir hatten ja noch „Wanderruderers Mandelkuchen mit Schokoladenstückchen“, ein seit Jahren immer wieder gern zur Hand genommener treuer Begleiter auf der AH – Fronleichnamsfahrt, gebacken von Eva, der treusorgenden Ehefrau des Autors.
Tagesziel war das Außengelände vor der Schleuse Listrup bei Emsbüren.
Am folgenden Samstag dräuten uns tropische Temperaturen um die 30°. Vielleicht auch mehr. Die Wetter-Apps waren sich da nicht so ganz einig. Aber auch diese Etappe haben wir gesund überstanden. Ach ja, kurz hinter der Gleesener Schleuse kam der Dortmund-Ems-Kanal auf Steuerbord aus dem Gebüsch. Ab jetzt ist die Strecke Bundeswasserstraße.
Sonntag, zunächst kühl, bedeckter Himmel, Regen aber nicht vor 14.00 Uhr zu erwarten. Also was soll schon passieren. Ablegen vom Steg der Lingener Rudergesellschaft. Leichte Ruderbekleidung für den Steuermann für die nächsten 12 km, danach Steuermannswechsel vor oder hinter der nächsten Schleuse. Pustekuchen – keine Möglichkeit des Anlandens, Steilufer, nur dicke Steine. Zum Ausgleich aber ordentlich Regen. Den Steuermann fror es, die Ems begann zu dampfen. War doch der Regen deutlich kälter als das, vom Kühlwasser des AKW’s erwärmte Flusswasser. Endlich, nach zweimal ca. halbstündiger Wartezeit, die Schleuse Meppen, und damit auch der Wassersportverein Meppen, das Endziel unserer Fahrt nach ca. 83 km, vier handbetriebenen und zwei Großschifffahrtsschleusen.
Abriggern, Boot waschen, Aufladen – ab nach Hause, wo wir gegen 17.30 am RCW eintrafen. Schön war’s mal wieder. Unserem Fahrtenleiter gebührt Dank, Ruhm und Ehre. Sein Amt des Wanderruderwarts und Fahrtenleiters ist jetzt nach mehr als 20 Jahren vakant. Moralisch hat ihn hierbei seine Frau Hanna stets unterstützt. Auch ihr gilt unser Dank, den die Beiden, eingeladen von uns, bei einem besinnlichen Glas Wein und gutem Essen genießen dürfen.
MoK