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30. September 2011

Wie kommen Ruderer auf den Berg? Oder: Etzel lässt grüßen!

 

Pünktlich um 7.00 Uhr verlässt der Stern mit den vier Rädern Witten, um sich auf die 872 Kilometer lange Reise gen Südtirol zu begeben. Am Steuer Tom Blumberg, neben ihm Copilot Dieter Borgmann und auf der Ersatzbank Gerhard Locher und Siegfried Knoop. Der Bleifuß kommt voll zum Einsatz, denn die Bahn ist weitest gehend frei, und die Sonne lacht. In  Österreich muss schnell mal Saft nachgetankt werden, denn hier ist es noch preiswert (1,34 €). Die letzten Kalorien werden vertilgt, und schon bald meldet sich der neue 80jährige am Handy:  „Essen ist fertig, Beeilung!“

 

 

 

Die Berge werden höher und sind fast alle mit Schnee bedeckt. Nach Fern- und Reschenpass geht es hinab ins Etschtal zu den Wein- und Apfelplantagen. Die roten, grünen und goldigen Früchte, die in riesigen Mengen vorhanden sind, laden herzlich ein, verspeist zu werden.

Die zum achtzigsten geschmückte Tür und natürlich Etzel und Luise erwarten uns. „Na endlich! Da seid ihr ja!“ Unter großem Hallo wird das Geburtstagskind mit Glückwünschen überhäuft, und die mitgebrachten Präsente wechseln in die Hände des nun 80-Jährigen. Alle Erzeugnisse aus Witten und aus dem Pott sowie eine Zusammenstellung mit alten Fotos, Erinnerungen und etlichen Gratulationen fanden großen Anklang.

 

Für den kommenden Tag hatte sich „UNSER ETZEL“ ein tolles Programm einfallen lassen. Der Wettergott hatte nur die Farbe blau in seinem Farbkasten. Eben wie es sich gehört, wenn Gäste kommen. Immer wieder erwähnt der Chef: „ Ihr seid nicht zum Vergnügen da!“

Zunächst mal gut frühstücken. Dann ab zum Kulturprogramm: Kirchenbesichtigung! Denkste! Tür zu – Öffnung erst in einer Stunde. Also nächster Termin in Meran! Noch geheim! Dann die Überraschung, Besichtigungstermin: MERANO 2000; ein Freund und Paragleit-Kollege, seit 19 Jahren dort Direktor, zeigt uns die gesamte Anlage und erläutert diese bis ins letzte Detail. Anschließend geht es mit der 120 Personen fassenden Gondel auf 2000 Meter hinauf . Ungewöhnlich und neu ist nach der Neuerrichtung im Jahre 2010 ein mit großer Technik angereicherter Zwischeneinstieg für Wanderer. Oben angekommen, werden uns die Antriebsmaschine und die Notrettung erklärt.

 

Natürlich darf ein landesüblicher Umtrunk in einer zünftigen Hütte auch nicht fehlen. Der Direktor erhält dafür unsere Clubnadel. Nächster  Programmpunkt: Wanderung zur Mittager Hütte (2300 m). Ständig klicken die Kameras, denn die Landschaft ist einmalig schön, und den blauen Himmel brauchen wir wohl nicht mehr zu erwähnen. Die Wittener Flachlandtiroler erreichen die Hütte und lassen sich die Leber- und Speckknödelsuppen vortrefflich munden. Der Ruderclub Witten auf 2300 m Höhe, aber ohne Boot! Das ist dem Hüttenwirt eine dicke Runde eines geheimnisvollen Wurzelschnapses wert. Nach einem  Verdauungspäuschen im Schnee werden uns alle umliegenden Gipfel mit Höhenangabe benannt und Hinweise auf Ski- und Flugtauglichkeit gegeben. Vor der Rückwanderung schauten wir noch bei den Sommerbob-meisterschaften vorbei, die in der Nähe der Bergstation ausgetragen wurden. In höllischem Tempo rast jeder mit seinem Bob in Schleifen, Kehren und Spiralen zu Tal.

 

Erst am späten Nachmittag bringt uns die Großgondel an den Ausgangspunkt zurück.

 

Der nächste Handstreich folgt! In einem gemütlichen Lokal füllen wir die Mägen flüssig und fest wieder auf. Auf die Minute genau wird mit Tischwimpel und einem vollwertigen Underberg Ersatz der Stammtisch eröffnet. Was sollen wir sagen? Wir tagten erheblich länger, als es in Witten üblich ist.

 

Ausgeschlafen erscheint das Wittener Quartett zu Luises kräftigem Frühstück. Prompt kommt wieder der Spruch: „Ihr seid nicht zum Vergnügen da!“

Unser Cheffahrer Tom bringt uns zunächst zu einer kleinen, alten Kirche mit einem Altar von Lederer, einem Schüler Tillmann Riemenschneiders. Immer wieder müssen die nicht unbedeutenden Bilderserien erweitert werden. Dann rollen wir ins romantische Marteltal. Vorher werden jedoch noch kistenweise köstliche Äpfel im Kofferraum verstaut. In der Enzian-Hütte sorgt ein starker Kaffee für das endgültige Wachwerden. Stöcke raus – und los! Das obligatorische Blau und der ortskundige Führer lassen die Ruhrkraxler die gestellte Aufgabe gut meistern. An der Zufall-Hütte

auf 2268 Metern werden mit Heißhunger die mitgebrachten Äpfel und Weintrauben vertilgt. Ein Rundweg, teilweise mit Schnee bedeckt, führt uns an Wasserfällen und Bergseen vorbei.Über uns grüßen die 3000er. Die Leichterschöpften werden danach bei Luise mit Apfelstrudel und Zwetschgendatschi wieder aufgebaut.

 

Abends werden alte Geschichten ausgegraben. „Weißt du noch? An

der Mosel? Auf dem Rhein? Auf der Weser? Kannst du dich erinnern?“

Auf dem Balkon, mit Blick auf schneebedeckte Berge, wird es Nacht, bis

die leckeren Weinchen verschiedener Sorten und wunderbares Essen in die Mägen gewandert sind. Spät am Abend wird noch ein technisches Problem in der Küche gelöst, und dann rufen endgültig die benachbarten Federkissen zum letzten Mal.

 

Alles wieder im Koffer? Ab in Blumbergs Gefährt, vorher aber nochmals richtig sattessen! Küsschen hier – Händedruck bzw. Umarmung dort! – und ab geht die Post. Die Herren Bleifuß lassen grüßen.

Abfahrt 9.45 Uhr  -  Ankunft 19.45 Uhr!!!

Tank leer – Auto und Mannschaft wohlbehalten in der Garage.

 

Ach, da war doch noch was!

Unser Etzel sagt allen ganz herzlich: „Danke für die lieben Glückwünsche und Präsente anlässlich seines Ehrentages.“

 

Es geht ihm verhältnismäßig gut, und er hat fest versprochen:

„Ich mach´ noch ein paar Jährkes!“

 

Und wir haben versprochen:

„Wir kommen zum 90. wieder!“

 

30.9.2011, Siegfried Knoop