Gold bei der Europameisterschaft: Finn Wolter siegt im Leichtgewichts-Doppelzweier
Großer Erfolg für den Ruder-Club Witten: Finn Wolter krönte sich am vergangenen Sonntag, dem 1. Juni, bei den Europameisterschaften im bulgarischen Plovdiv zum Europameister im Leichtgewichts-Doppelzweier. Gemeinsam mit seinem Bootspartner Joachim Agne (ARC Würzburg) sicherte sich der 24-Jährige den Titel – und das trotz eines ungewöhnlichen Wettkampfverlaufs und widriger Rahmenbedingungen.
Eigentlich hatte Finn Wolter für 2025 ein Pausenjahr geplant. Nach der Enttäuschung im vergangenen Jahr, als er trotz starker Leistungen nicht für die Olympiaqualifikation im Leichtgewicht nominiert wurde und mit Blick auf die Streichung des Leichtgewichtsruderns aus dem olympischen Programm ab 2028, wollte er sich zunächst auf sein Studium konzentrieren. Doch dann kam alles anders: Bei der Deutschen Kleinbootmeisterschaft im April trat Finn spontan im Leichtgewichts-Einer an – und holte Silber. Diese Leistung überzeugte die Bundestrainer, ihn für die EM zu nominieren.
Gemeinsam mit Joachim Agne bildete Finn das deutsche Duo im Leichtgewichts-Doppelzweier – einer Bootsklasse, die aufgrund der fehlenden olympischen Perspektive international spürbar unter Druck steht. Viele Nationen verzichten mittlerweile auf Starts in dieser Klasse, weil Fördergelder gestrichen und Reisekosten nicht mehr übernommen werden. Auch das deutsche Boot wurde nicht vom Verband finanziert – die Teilnahme war nur möglich, weil Finn selbst und der Ruder-Club Witten die Kosten trugen.
Da nur ein einziges gegnerisches Boot gemeldet war – das Team aus Österreich –, entfielen Vorläufe. Stattdessen wurde am Freitag ein Testrennen über die vollen 2000 Meter gefahren, das das deutsche Duo souverän für sich entschied. Doch im Finale am Sonntag sollte es deutlich spannender werden.
Österreich erwischte einen sensationellen Blitzstart und setzte sich schon nach wenigen Schlägen eine Bootslänge vor das deutsche Boot. Diese Führung behaupteten die Österreicher bis zur Streckenhälfte bei 1000 Metern. Doch dann begann das deutsche Duo, sich Schlag für Schlag heranzuarbeiten. Finn und Joachim hatten ihre Kräfte klug eingeteilt, während den Österreichern sichtbar die Puste ausging. Mit jedem Meter schob sich das deutsche Boot näher – und ging schließlich mit einem kraftvollen Zwischenspurt vorbei. Auf den letzten 500 Metern war der Knoten geplatzt: Deutschland baute die Führung kontinuierlich aus und überquerte die Ziellinie mit einem Vorsprung von über 10 Sekunden – ein eindrucksvoller Sieg.
Für Finn Wolter war es der erste Titelgewinn auf internationaler Elite-Ebene – und entsprechend groß war der Stolz. „Es fühlt sich unglaublich an, diesen Titel zu holen – gerade, weil wir ihn uns selbst ermöglicht haben“, sagte Finn nach dem Rennen. Zugleich mischten sich aber auch nachdenkliche Töne in seine Freude: „Es ist ein besonderes Gefühl, Europameister zu werden – aber zu sehen, wie das Leichtgewichtsrudern international ausblutet, ist wirklich traurig. Ich hoffe, dass dieser Erfolg auch ein Zeichen ist, dass diese Bootsklasse nach wie vor sportlich attraktiv ist.“
Fotos: meinruderbild.de