Kinder- und Juniorenwanderfahrt auf Hase und Ems
Aufgrund einer Initiative von Götz Büttner, Mitglied des RCW-Trainerstabes, waren 21 Kinder und Jugndliche mit fünf Booten vom 25. - 27. August auf den Flüssen Hase und Ems unterwegs.
Götz schilderte seine Erlebnisse und Eindrücke in dem nachfolgenden Bericht:
Psychogramm eines frischgebackenen Fahrtenleiters
oder: Ruderwanderfahrt ohne Topf
Depression
Freitag, 24. August, 2.30 Uhr
Es regnet in Strömen. Hinter uns liegt der heißeste und trockenste Sommer in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in 1881, ein Menetekel der anthropogenen Klimaerwärmung. Doch ausgerechnet heute, am Tag vor der geplanten ersten Kinder- und Jugendwanderfahrt des RCW, gießt es aus vollen Kannen. Für den folgenden Samstag sind neben heftigen Schauern auch einzelne Gewitter prognostiziert. Während ich schlaftrunken der drohenden Überschwemmung durch offene Dachflächenfenster vorbeuge, schießen düstere Gedanken durch mein übermüdetes Hirn: Die Wanderfahrt absagen? Zuviel Verantwortung für die anvertrauten Kinder, im Gewitter, während kalter Nächte auf einem Zeltplatz, durchnässt und verfroren? Kann das überhaupt Spaß machen?
Bangigkeit
Freitag, 19.30 Uhr
Die Boote sind abgeriggert und verladen, der Bootshänger mit fünf großen Gigbooten schwer beladen. Zwei Vierer haben wir als freundliche Leihgabe unseres Nachbarvereins, des Rudervereins Bochum, übernommen, dazu Lilly, Cherry und Wilhelm Düchting gepackt. Es ist trocken, die Stimmung beim Verladen war entspannt, viele Eltern haben mitgeholfen. Ist alles dabei, haben wir an alles gedacht? Wird das Wetter mitspielen???
Hoffnung
Samstag, 25. August, 12.30 Uhr
Die Fahrt verlief reibungslos, zur Begrüßung in Herzlake scheint die Sonne. 21 Kinder und Jugendliche, fünf Obmänner und ein Landdienst, bei soviel zupackenden Händen sind die Boote bald abfahrbereit. Doch noch während der Wasserung auf dem schmalen, ordentlich mit Wasserpflanzen zugewucherten Fluss ziehen drohend dunkle Wolken auf, es beginnt heftig zu regnen. Das ist die Feuertaufe, gleich zu Beginn englische Verhältnisse auf unserer Wanderfahrt.
Die erste Pause machen wir folgerichtig unter einer Straßenbrücke, wo wir die Boote zusammendocken und kleine Leckereien werfend verteilen. Das in der Ferne drohende Gewittergrummeln verzieht sich bald, zwischendurch kommt sogar etwas Sonne zum Vorschein. Die wegen der schlechten Wetterprognose verkürzte erste Tagesetappe nach Haselünne ist bald bewältigt, und nach dem Aufbau der Zelte (im Trockenen!) spielen die Kinder und Jugendlichen zusammen Fußball.
Der mittlerweile eingetroffene kulinarische Dienst steht vor dem Problem, dass wir zwar wie ausgemacht die Küche auf dem Zeltplatz benutzen können, dort aber keinerlei Kochgeschirr vorfinden. Da auch der muffelige Zeltplatzwart keine Hilfe anbieten kann, steht vor dem Abendessen eine unplanmäßige Einkaufstour in Haselünne an auf der Suche nach geeigneten Kochtöpfen.
Müdigkeit
Sonntag, 26. August, 5.30 Uhr
Die Kälte kriecht in den Schlafsack, die Nacht war kurz, der Abend turbulent. Der Entschluss, nie wieder auf einer Wanderfahrt mit Kindern und Jugendlichen zu zelten, reift allmählich heran. Der Auf- und Abbau der Zelte kostet viel Zeit, der Umgang der Kinder mit den eigenen Plörren ist nicht immer so, wie wir als Erwachsene uns das vorstellen, auch das Zusammenhalten der Gruppe ist auf dem Zeltplatz schwierig. Die meisten Kinder waren müde und schliefen bald, aber einige hatten noch erschreckend viel Energie, die sie äußerst kreativ und nicht immer in meinem Sinne zu nutzen wussten
Viel starker Kaffee vertreibt Kälte und Müdigkeit, die frischen Brötchen vom Haselünner Bäcker schmecken gut, bald wärmen die ersten Sonnenstrahlen die durchfrorenen Glieder. In der Nacht lagen die Temperaturen im einstelligen Bereich, gefühlt bei 5°C – wer rechnet mit solchen Bedingungen bei einer Wanderfahrt im August?
Euphorie
Sonntag, 17 Uhr
Wir sind in Meppen angekommen, die längste und intensivste Etappe unserer Fahrt liegt hinter uns. Wir hatten viel Sonne und viel Wind, leider meistens von vorne, scharfe Kurven, Engstellen, eine schöne Schwallstelle und viel herrliche Natur, keinen Regen, einen perfekten Pausenplatz (mit Toilette, leider ohne Papier), keine größeren Pannen, Un- oder Ausfälle. Müde, aber glücklich landen wir beim Wassersportverein Meppen, der Gästen in seinem Bootshaus eine umfangreiche Infrastruktur (Töpfe in allen Größen! eine Spülmaschine! sogar Betten!!) bietet.
Die Nacht in Meppen, wohlgeborgen im Bootshaus, ist deutlich entspannter als die Nacht zuvor. Die meisten Kinder, selbst die Junioren sind müde, ich glücklich.
Wahnsinn
Montag, 27. August, 13 Uhr
Wir sind aber sowas von klitschnass, bis auf die Knochen. Das liegt nur partiell an den reichlichen Spritz- und Wasserschlachten, die wir uns auf der Fahrt „Ems auf“ geleistet haben, sondern vor allem an dem heftigen Regenguss, der das Ende unserer Fahrt (wie schon den Anfang, es schließt sich der Kreis) begleitet hat.
Die Mittagspause am Sandstrand auf der weitläufigen Kuhwiese (ohne Kühe, aber mit deren vielfältigen Hinterlassenschaften) war noch sonnig, doch die dräuenden Wolkenberge enttäuschten die Erwartungen nicht. Dem Spaß tat der Regen wenig Abbruch, neben Wasserschlachten maßen wir uns in diversen Rennen, was auf der breiten,allerdings oft flachen Ems besser ging als auf der schmalen Hase.
Das Verladen der Boote zieht sich etwas, weitere Regengüsse sowie der Bedarf der Kinder, sich zu duschen, trockenzulegen und dann sich ausgiebig mit dem Smartphone zu beschäftigen, bremst uns leicht aus. Dennoch bleiben wir im Zeitplan, und wäre nicht der Rückstau vom Zeltfestival, legten wir eine Punktlandung bei der Ankunft in Witten hin.
Epikrise
Freitag, 07. September, 23 Uhr
Ich habe mich mittlerweile erholt, die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wanderfahrt hoffentlich auch.
Die Fahrt war erlebnis- und erkenntnisreich, eine Wiederholung im nächsten Jahr, wenn auch mit vereinzelt geänderten Prämissen, ist sehr wahrscheinlich. Es hat Spaß gemacht.
Möglich war die Tour nur dank der Unterstützung vieler Menschen, denen ich auf diesem Weg herzlich danke:
Meinen nervenstarken und steuerkundigen Obmännern Andreas Remscheid, Jörg Reißig, Mark „Otta“ Lukas und Volkhart Mezger, meinem unerschütterlichen Landdienst Matthias Domke, meinem nicht nur auf Topfsuche kreativen und äußerst fleißigen kulinarischen Dienst, Nina und Hannes Büttner, dem freigebigen Nachbarn RVB in personam Wolf-Rainer Schulz und Steffi Riesberg, dem gastfreundlichen (allerdings auch gut bezahlten) Wassersportverein Meppen, allen Eltern, die beim Verladen der Boote in Witten geholfen haben; unserem frischgebackenen Bootswart Stefan Schürmann, der beim Fitmachen der Boote vor der Fahrt half (und Lilly ist wirklich ein feines Boot..); last but not least allen Kinder und Jugendlichen, die sich (fast) alle sehr gut in die Gruppe eingefügt, klaglos die Strapazen nicht nur der heftigen Regengüsse ertragen und mit meiner gelgentlichen Ungeduld meistens Geduld bewiesen haben.
Und danke auch nochmal für den feinen italienischen Fresskorb, von dem ich immer noch zehre, und der alleine dafür sorgt, die erlittenen Kalorienverluste mehr als wieder auszugleichen!
Götz Büttner
An der Wanderfahrt haben teilgenommen:
Ben Büttner, Lisa Büttner, Annika Domke, Georg Hammerschmidt, Julia Irmler, Amelie Lehde, Annabel Lehde, Lea-Sophie Lehde, Aaron Loke, Melina Möller, David Moreira, Paul Moreira, Cedric Nowak, Clara Pernack, Jörg Reißig, Levin Remscheid, Christian Solomov, Max Solomov, Julie Springer, Laurin Springer, Madita Weinhold,