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08. Juni 2016

Altherren-Wanderfahrt 2016 auf dem Neckar

Neckar Altherrenwanderfahrt – Erreichen wir diesmal das Ziel?

 

Die Wetterprognose zu dieser Fronleichnams-Wanderfahrt (26.5. – 29.5.) war deutlich besser, als viereinhalb Wochen zuvor zur Stammtischwanderung. Hier wurde uns ja bekanntlich polare Kaltluft beschert. Für die zu erwartenden Tage auf dem Neckar war Wärme, aber auch Regen und Gewitter angekündigt.

 

5.00 Uhr, Wecken! Draußen graut der Morgen – Mir graut es vor dem Aufstehen. 6.15 Uhr, Ankunft am Ruder-Club: Nebel, einige verschlafene Wasservögel, die laut zeternd das Feld räumen (warum können die eigentlich nicht leise starten), der Bus rollt an. Kurze Begrüßung der Kameraden, Gepäck verladen, aufsitzen und ab geht es über die A45 Richtung Süden. Bad Wimpfen heißt das Ziel, das wir am späten Vormittag erreichen wollen.

 

Nebel liegt über der Sauerlandlinie, kaum ein Auto ist unterwegs. Im Raum Frankfurt wird der Verkehr dann etwas dichter. Vorbei an spargelstechenden Landarbeitern, denen der Feiertag auch nicht heilig ist, erreichen wir nach einem Zwischenstopp gegen 11.00 Uhr Bad Wimpfen am Neckar.

Das strahlende Wetter hat natürlich außer einheimischen- und anreisenden Wanderruderern, Scharen von Radlern und Spaziergängern an den unmittelbar am Neckarradweg gelegenen Ruderclub gelockt. So regiert ein wenig das Chaos zwischen Radlern, getragenen Vierern, abgestellten Bootswagen und Fußgängern. Doch nach einer guten Stunde sind die Boote Cherry und Gustav Adolf ruderklar, die Mannschaften stärken sich noch einmal und ab geht es den Staustufen Gundelsheim (4,20 m Hubhöhe) und Neckarzimmern (5,60 m Hubhöhe) entgegen.

 

Sonne satt! Anders als 1995, als wir zuletzt mit der Barke auf dem Neckar waren. Da gab es zur Begrüßung Regen ohne Ende.

Diesmal saßen mit im Boot: Johann Böhme, Dieter Borgmann, Ulrich Dönhoff, Michael Göhler, Siegfried Held, Udo Kemmer, Axel Kunde, Dieter Peters, Anton Schnurr, Eckhard Schulz, Dieter Wenig.

 

Ab und zu erforderte ein Fracht- oder Ausflugsschiff unsere Aufmerksamkeit, im Ganzen aber war es ein recht beschaulicher Tag auf dem Wasser, der am Ruder-Club Neptun in Neckarelz endete. Dieter B. und Michael, die an diesem Rudertag die Trossfahrzeuge an unser Tagesziel steuerten, sammelten uns dort zur Fahrt ins Hotel „Zur Linde“ in Eberbach ein. Die folgenden drei Nächte werden wir dort verbringen. Der Stammtischkassierer Horst Noll, selber nicht mit auf dieser Tour, grüßte zur Eröffnung des Donnerstag-Stammtischs per SMS und lobte eine Runde für den Fall aus, dass sich jemand findet, der den Bericht für Website und Clubzeitung schreibt. –Als Autor des Berichts kann ich den Vollzug bestätigen.

 

Wurde doch auch an diesem Abend der Werbeslogan des Landes Baden Württemberg bestätigt: „Mer könnet älles, außer Hochdeutsch“. Die Kellnerin, eine in den achtziger Jahren zugereiste und jetzt perfekt schwäbelnde Marokkanerin antwortete auf die Bestellung eines Obstlers: Noi, des hent mer nit. Mer hent aber Kirsch, Williams und Obschtler!

 

Der Freitagmorgen war für eine Werftführung bei der Fa. Empacher reserviert. Empacher, gegründet 1923 in Königsberg ist wohl Weltmarktführer im Rennbootbau und konzentriert sich ausschließlich auf diese Bootsart. Früher Holzboote, seit 1956 auch in Kunststoff, bauen 80 Mitarbeiter  hier jährlich 500 Rennboote vom Einer bis hin zum Achter. Die Sparte Wanderboote wurde schon vor Jahren aufgegeben.
Empacher ist Ausbildungsbetrieb, beschäftigt aber auch viele „Fremdberufler“, wie z.b. Tischler oder Maler und Lackierer. Mit Kohlefaser oder Aramid verstärkte Kunstharze bilden den Bootskörper, der schichtweise, mit der Außenbaut in einer Matrize beginnend, aufgebaut wird. Es folgen verschiedene Lagen einschl. der Wabenbauteile, die dann kunstharzgetränkt und mit einer Patrize überdeckt unter Vakuum verpresst werden. Das Ganze ist mit Schmieden im Gesenk vergleichbar, nur die Luftsäule ist hier die Schmiedepresse.
Nach Fertigstellung und Ausstattung des kompletten Boots wird dann in der Endkontrolle das Boot noch einmal geprüft und mit Zusatzgewichten, oft nur wenige Gramm auf das vorgeschriebene Renn-Bootsgewicht gebracht. Der anschließende Versand erfolgt in die ganze Welt, so wie auch aus der ganzen Welt zu reparierende Boote in Eberbach eintreffen.

Danke an die Firma Empacher für die interessante Führung.

 

Der Nachmittag war wieder dem Wasser gewidmet, gut 15 km bis zum Tagesziel am Yachtclub Zwingenberg, eine Kurzstrecke mit nur einer Staustufe.

Mit Blick auf den Neckar nahmen wir auf einer überdachten Terrasse eine kleine “Zwischenmahlzeit“ ein und kamen in den Genuss einer weiteren Runde, telefonisch geordert aus Südtirol. Unser langjähriger Wander-Ruderwart Etzel Winkler wurde vom FL über den genauen Ablauf der Fahrt informiert.

 

So blieb denn nach Rückkehr in die Linde noch ausreichend Zeit für einen Stadtbummel und ein Eis auf die Hand, bis uns die Lindenwirtin zum Abendessen erwartete.
Diesmal klappte es auch mit dem Obstler und nach dem Essen erwartete uns das Kulturerlebnis Teil 1: Udo trug das bekannte Gedicht „Der Neckar“ von Friedrich Hölderlin vor, der 1770 in Lauffen geboren wurde und 1830 in Tübingen verstarb. Der Flussname Neckar stammt aus dem Keltischen: Der wilde, böse, schnelle Fluss.

 

Der Samstag begann, so wie jeder Tag, zunächst mit schnell aufreißender Bewölkung und strahlender Sonne. Zunehmende Schwüle bis Mittag, erhöhtes Gewitterrisiko und Hektik, noch trocken das Tagesziel nach der Mittagspause zu erreichen.
So schlug beim Wiederablegen an der Staustufe Hirschhorn ein verbaler Blitz ein, dessen Donner lange nachhallte. Oder war‘s, wie weiland in Christian Morgensterns Gedicht „Das unmögliche Ereignis“ (zitierte abends Udo)

Palmström kommt zu dem Ergebnis

Nur ein Traum war das Erlebnis.

Weil, so schließt er messerscharf,

nicht sein kann, was nicht sein darf.

 

Dennoch erreichten wir wohlbehalten und trockenen Hauptes Neckarsteinach. Grummeln am Himmel, Schwarze Wolkenwand, Boote raus und ab ins Auto gen Eberbach. Unterwegs fing es an zu schütten. – Gut gegangen!

 

Sonntag, letzte Tagesetappe und Heimfahrt: Die ganze Nacht hatte es geregnet, vor allen Dingen im Raum Stuttgart Grau und nebelig der Morgen, erste Sonnenstrahlen kämpften mit aus den Wäldern steigenden Nebelschwaden.
Nicht Oktober auf der Weser, nein Mai auf dem Neckar, der aus einer recht braunen Brühe bestand. Die Schütts an den Wehren waren mehr geöffnet und aus den Seitentälern ergossen sich braune Bäche in den Fluss.

 

Die vorletzte Staustufe dieser Fahrt, Neckargemünd wurde reibungslos passiert. Der Schleusenwärter machte uns auf eine in Heidelberg laufende Regatta aufmerksam, meldete uns dann zugleich zum Passieren der Strecke bei der Aufsichtführenden Wasserschutzpolizei an. Die Schleuse Heidelberg war dann nach einer weiteren halben Stunde erreicht. Anweisung, links am Fluss halten, an der Regattastrecke bis hinter die Insel zur Rudergesellschaft Heidelberg weiterrudern, dabei immer auf die Weisung der WASCHUPO achten. Alle regattabetreuenden Boote, die uns längs der Strecke begegneten wünschten gute Weiterfahrt, fast alle. Ein Schiedsrichter monierte, dass wir an einer laufenden Regatta passieren durften.

 

Anlegen, Abriggern und verladen war jetzt eins, zwei war dann das abschließende gemeinsame Essen auf der Terrasse der Rudergesellschaft. Schön war’s mal wieder und die Heimfahrt war auch staufrei. Dieter, hast alles prima gemanaged. Das am Vorabend überreichte Weinpaket hast Du Dir redlich verdient. Was täten wir doch ohne Dich?

 

Übrigens bis Montagvormittag stieg der Pegel des Neckar von 2,40 m auf 4,10 m. Die B 37 an der alten Steinbrücke in Heidelberg wurde überspült und die Schifffahrt am Montagvormittag komplett eingestellt !!! Diesmal, im dritten Neckarfahrtenanlauf, zuvor 1981 und 1995 wegen Mistwetter abgebrochen, endete die Fahrt planungsgemäß.

                                                                                                                                                      

 

Dieter Peters        

 

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