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2002 Tagesfahrt auf der Ruhr

 

Am Vatertag von Schwerte nach Witten

 

An der schon traditionell zu nennenden Wanderfahrt konnten in diesem Jahr 18 Ruderer begrüßt werden. Teilgenommen haben:

Karl Biedermann, Tom Blumberg, F.O. Braun, H.W. Brück, Dieter Borgmann, Hartmut Daniel, Michael Göhler, Helmut Grabow, Wilfred Güthoff, Siegfried Held, Helmut Lingnau, Dr. Gerd Locher, Horst Noll, Dieter Peters, Eckard Schulz, Dieter Wenig, Dieter Werner, Karl Berghoff.

 

Wer dachte, schon alle Überraschungen zu kennen, die eine Wanderfahrt bereit halten kann, der wurde gleich zu Beginn eines besseren belehrt. Boot im Wasser, Steuer einlegen. Das Steuer ist da, aber wo ist die Nadel um es mit dem Boot zu verbinden? Zum Glück gab es Kanuten und Helmut Grabow, die das Problem lösen konnten.

Im Bastelkeller eines Kanuten fand sich ein passendes Stück Draht. Daraus dann eine Nadel zu machen war kein Problem mehr. Danke!
Nun konnte die Wanderfahrt starten. Wir waren aber nicht allein auf dem Wasser. Mit uns befuhren Ruderinnen und Ruderer vom Dresdner Ruder Verein und vom Meißener Ruderclub die Ruhr. Und noch etwas war nicht so wie all die Jahre zuvor. Wir hatten Hochwasser. Wenigstens befreite uns dieser Umstand von der Sorge um Steine in der Ruhr und Gasrohre durch die Ruhr.

 

Bei dieser Wanderfahrt wird auch der Hengsteysee durchquert und so mancher „neue“ Ruderer weiß nichts von den Großregatten, die auf diesem See durchgeführt wurden. Im RCW Heft von 1955 fand sich ein Aufsatz mit dem Titel „Beitrag der Ruderer Westfalens zum 50 jährigen Bestehen des Rheinisch – Westfälischen Regatta – Verbandes.“ Der folgende Auszug ist diesem Heft entnommen.

Im dichtbevölkerten Ruhrgebiet war die Trinkwasserfrage schon seit längerer Zeit brennend. Da kam der Ruderei Westfalens ein günstiger Stern zu Hilfe. Eines der Mittel, das Trinkwasser zu verbessern, war die Anlage von Seen, wodurch die Wasseroberfläche gewaltig vergrößert wird, so daß durch Sonne, Licht und Luft die Qualität des Wassers sehr günstig beeinflußt wird. So wurde unter anderen der Hengsteysee gebaut, der, zwischen den Großstädten Dortmund und Hagen gelegen, sowohl in landschaftlicher als auch gesundheitlicher und volkswirtschaftlicher Beziehung in dieser dichtbevölkerten Gegend als ein großes Geschenk bezeichnet werden kann.
Es ist daher nicht zu verwundern, daß der aufstrebende Rheinisch – Westfälische Regatta – Verband sein Augenmerk auf den Hengsteysee richtete, um ihn als Regattaplatz der Ruderei dienstbar zu machen. Verschiedene Vorstandsmitglieder hatten bei den Besuchen des Sees seine Eignung für ruderische Zwecke, insbesondere für eine Großregatta, festgestellt. Da jedoch die Herstellungsarbeiten am See noch in vollem Gange waren und außerdem auch ein Regattatermin auf eine spätere Zeit – am Sommerende – nicht zu erreichen war, ging die Meinung der Mehrheit des Verbandsausschusses dahin, noch zu warten und ein Jahr verstreichen zu lassen. Auf der Verbandstagung am 09. Mai 1929 wurde unter dem Vorsitz des tatkräftigen Adolf Sasse, nachdem man sich vorher mit der Seegesellschaft Hengstey G.m.b.H. vertraglich geeinigt hatte, festgelegt, die 19. Verbandsregatta des Rheinisch – Westfälischen Regatta – Verbandes, Die I. Hengsteysee – Regatta, an dem einzigen noch freien Regattatermin, am 16. Juni 1929, zu veranstalten.
Als Leiter der Regatta wurde Herr Franz Hogrebe vom Ruderverein Bochum bestimmt, der jedoch durch seine kurz danach erfolgte Versetzung nach Arnsberg wenig in Erscheinung treten konnte. Herr Friedrich Wilhelm Moll (Ruderclub Witten) übernahm die Vorbereitungsarbeiten für die Durchführung der umfangreichen technischen Einrichtungen.
Bis zum Regattatage waren es also nur noch fünf Wochen, und davon hatte nun jeder Tag seine Arbeit. Wenn jedoch Herr Dr. – Ing. Albert Vögler in Dortmund nicht eingesprungen wäre, hätte die zum Regatta – Aufbau zur Verfügung stehende Zeit nicht ausgereicht. Es ist bisher ein stilles Geheimnis geblieben, aber wie Herr Dr. Albert Vögler der Ruderei zur Seite gestanden hat, muß von allen Rudervereinen des Ruhrgebiets ganz groß herausgestellt werden. Herr Dr. Vögler hielt sein in einigen Minuten gegebenes Versprechen: „Ich helfe Ihnen!“ in hervorragender, für den Rudersport kaum vorstellbaren Form. Nach einem weiteren kurzen Besuch bei ihm in Haus Ende, wo die kurze noch zur Verfügung stehende Frist erörtert wurde, sagte er: „Wir machen Ortsbesichtigung“. Man ging zu Fuß, er von seinem Hund begleitet. Am See angekommen wurde die örtliche Lage besichtigt. Der See war ringsum umgeben von gewaltigen Erdmassen, die aus dem Seebecken herausgeschafft worden waren. Man legte den Platz für die Tribünen und den Bootslagerplatz fest. Zwei Tage später war eine große Kolonne an der Arbeit, um die Erdmassen am Ufer zu verkarren. Vierzehn Tage später war das Ufer egalisiert und die große Tribüne für die Besucher fast fertiggestellt. Für diese großen Leistungen, mit denen Herr Dr. Vögler sich zur Gesundung des Volkes und zum Segen des Rudersports eingesetzt hat, sei auch an dieser Stelle ihm der herzlichste Dank des Rudersports zum Ausdruck gebracht. Hiermit war durch Herrn Dr. Vögler das Damoklesschwert für die I. Hengsteyseeregatta aus dem Wege geräumt, der Rohbau war fertig.
Wenn aber auf einer Wasserstraße oder auf einem See eine Ruder – Regatta veranstaltet wird, gehört dazu die Genehmigung des zuständigen Regierungspräsidenten. Dies war seinerzeit Regierungspräsident Max König, Arnsberg, ein geborener Wittener, der gut plattdeutsch sprach. Der Name Moll war ihm bekannt, und nach kurzem Gespräch wurde die Genehmigung erteilt. Die Re-gierung versprach, bei diesem feierlichen Auftakt zur I. Hengsteysee – Regatta anwesend zu sein, und sagte gleichzeitig für den 1. Achter einen Herausforderungspreis zu.
Auch der Oberpräsident der Provinz Westfalen, Herr Freiherr von Lüningk, hatte für eines der Rennen einen Preis gesandt. Desgleichen hatten auch die Städte Dortmund und Hagen, der Ruhrverband, Generaldirektor Dr. Vögler, Direktor Toyka, Generaldirektor Dr. Köppchen vom Rheinisch – Westfälischen Elektrizitätswerk und noch eine Anzahl anderer Männer aus Industrie und Wirtschaft zum Teil sehr wertvolle Preise für die Rennen gestellt. Die Startverlosung hatte, wie auch für die späteren Hengsteysee – Regatten, im Bootshaus des R. C. Witten stattgefunden.
Am 16. Juni 1929 um 15.00 Uhr begann bei Böllerschüssen und Aufziehen der Flaggen der Regierung und des Rheinisch – Westfälischen Regatta – Verbandes die Regatta, die reibungslos zur Zufriedenheit der 15 000 Zuschauer und vor allem der Ruderer durchgeführt wurde. Finanziell war das Ergebnis glänzend. Dies ist auch bis zur letzten Hengsteysee – Regatta vor dem Krieg 1938 immer so geblieben.
Während die erste Regatta auf dem See bei den Rennen dem Lauf der Ruhr entgegen war und das Ziel sich auf dem Inselgasthof befand, ging der Lauf der Rennen für die nachfolgenden Regatten mit dem Lauf der Ruhr. Der Start war in der Nähe des Speicherkraftwerks, das Ziel am herrlichen gelegenen Strandhaus in der Nähe des Stauwerkes. Es war eine 2 km lange Rennstrecke für 6 Startmöglichkeiten.

Ende des Zitats.

 


Leider wird in dem Aufsatz nicht berichtet, was nach dem Krieg aus der Großregatta wurde.
Dem einen oder anderen unserer jungen Leser mag der Ausdruck in der Sprache in diesem Aufsatz auffallen. Bedenkt dabei er, ist in und zu dieser Zeit verfasst worden.

Karl Berghoff

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