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2001 Wanderfahrt auf der Elbe

 

Mit der Barke von Lovosice bis Meißen

 
Mittwoch, am 08.08.01
Noch hängt die Truppe müde in den Seilen, schließlich ist es erst ca. 5.30 Uhr, als sich das auffällige Gespann ( Barke mit Zugfahrzeug) in zügigem Tempo den Weg gen Tschechien sucht. Den jeweiligen Fahrer bei seiner Arbeit zu unterstützen, damit hat der Prölken- und Gesangsverein ausreichend zu tun. Ab Königstein haben wir die Elbe stets im Blick. Auf holprigen, engen Straßen geht es über die Grenze. Ein nettes Hotel, direkt am Markt, empfängt uns. Das erste, längst fällige, Blonde zischt in der Kehle. Und dann die Küche! Sie ist gut und wird noch besser, wenn man die Preise betrachtet. Beispiel: für uns ½ l Bier DM 1.10 für ein Essen zahlte man zwischen DM 4.00 und DM 8.00. Übernachtung mit Frühstück DM 26,-
 
Donnerstag
Sehr gutes, leckeres Frühstück, doch irgendwie will der Kaffee nicht so recht munden. Zum Glück kommt das Kommando zum Aufbruch. Frau Sonne meint es heute besonders gut. 30° zeigt das Thermometer. Eine ganz gute Einsatzstelle, in der Nähe von Lobowitz, wird für die Barke gefunden. Das eingespielte Fachpersonal sorgt dafür, daß die Barke schnell in Ihr Element gelangte, und so die ersten Kilometer gerudert werden konnten. Natürlich wurde zuvor die obligatorische Flasche Sekt (Christa Spezial) getrunken. Ist denn immer noch keine Mittagspause? Doch! Am Steg eines Ruderclubs rollt der von Klaus gebastelte Verpflegungswagen entlang des Steges zwischen den Ruderplätzen. Es wird gegessen als hätte es kein Frühstück gegeben. Mit etwas Flüssigkeit wird nachgespült, und dann heißt es wieder an die Riemen. Schloß Schreckenstein grüßt, und gleich danach naht auch schon die Schleuse. Hier heißt es auf ein Lastschiff warten, das zuerst in die Schleuse muß. Kein Schatten, und so werden wir mächtig gegrillt. Endlich ist der Kahn da, und wir blitzschnell hinterher. In der Schleuse liegend, stimmten wir nach alter Gewohnheit ein Lied an, als sich plötzlich die Schleusen des Himmels öffneten und uns mit einem Guß überraschten. Lag es an uns? Abkühlung? Denkste! Jedenfalls gaben wir ein ziemlich buntes Bild mit unseren Regenschirmen, als wir die Schleuse verließen. Mit einem Wasserstand von 2,20m und weniger führte die Elbe einen sehr niedrigen Stand. Für den Steuermann heißt das: besondere Aufmerksamkeit. Fischreiher heben in Scharen ab, wenn wir vorbei rudern. Ruder halt – Jacken an. Alle sind froh, als erneut ein Schauer niedergeht. Ruder halt – Jacken aus. So erreichten wir nach 46km Decin (Tetschen), unser Tagesziel. Mit der Strömung haben wir ein ziemliches Tempo drauf, doch Steuermann und Crew bewältigen das Anlegemanöver problemlos. Eine Besonderheit dieser Fahrt war, daß wir keinen Troß hatten. Doch durch Vorbringen oder Nachholen war auch das Problem zu lösen. Vorteil: es waren immer alle Teilnehmer an Bord.
 
Freitag
Schon früh am Morgen finden sich die mit dem Stern auf der Brust am Kaffeetisch ein. Troß fahren? Ein Taxifahrer hilft! Taxi und unsere beiden Fahrzeuge fahren nach Pirna. Das Taxi bringt unsere Fahrer mit zurück. Auf dem Taximeter stehen danach 130km - und das zum Preis von DM 55,-. Die Zurückgebliebenen haben inzwischen die Barke klar gemacht. Der Troß ist zurück, und los geht es. Hallo! Ahoi! Gute Fahrt! Kanuten ziehen fröhlich vorbei. Uns zieht die herrliche Landschaft in ihren Bann. Die doppelstöckige rote S – Bahn paßt so richtig als Farbklecks in die grüne Landschaft. Zollstation! Lächelnd winkt uns der Beamte weiter. Im Niemandsland werden Zigaretten, Becherovka und andere Mitbringsel für zu Hause erworben. Nach soviel Einkaufstress ist die Mittagsrast dringend geboten. Aber auch die geht ja bekanntlich zu Ende. Weiter ging die Fahrt an Bad Schandau vorbei. Von der Promenade mit winke winke der Kurgäste begleitet. Die „Beisitzer“ des Steuermanns haben nun mächtig zu tun. Müssen sie doch aus der Fahrtenbeschreibung vorlesen. Königstein mit der Festung, Rathen, Wehlen und natürlich die Bastei ziehen vorbei. Welch schöne Landschaft. Der Gegenwind setzt uns jetzt heftig zu. Gleichzeitig verringert sich die Flußgeschwindigkeit. Jetzt heißt es Rudern. Aus dem nicht mehr sehr weitem Pirna kommen uns Trainingsruderer entgegen. Das packen wir noch, lächerlich 45km. Am Steg in Pirna liegt bereits ein blaues Schwesterschiff (Barke vom DRV Sachsen) unserer Barke. Wir müssen noch mit Bus und Pkw nach Dresden in unser neues Quartier. Neben dem Bootshaus des Ruderclubs Dresden haben wir uns für 5 Tage im Hotel „Mercure“ (Elbpromenade) einquatiert.
 
Samstag
Es ist wohl unser Schicksal. Schon bald am frühen Morgen geht die Fahrt in Richtung Pirna. Na, ja! Sekt und ein Hipp – Hipp – Hurra stimmen uns auf den Tag ein. Ein Raddampfer und ein Schubverband ziehen in der Außenkurve bergauf an uns vorbei. Mühsam, wie es scheint. Wir fressen förmlich die Kilometer. Plötzlich – ein ohrenbe-täubender Knall. Alle sind wieder hell wach. Wir schauen uns um. Auf einem Werksgelände am Ufer fällt ein Gebäude in sich zusammen. Ach so, eine Sprengung. Die nachfolgende Staubwolke geht glücklicherweise in eine andere Richtung. Schloß Pillnitz kommt in Sicht. Die Graf Schöneberg (Name der Barke) legt mit „Gräfin“ Christa elegant an der Freitreppe an, während das niedrigere Volk, als da wären die DRV Barke und weitere Doppelvierer, am gegenüber-liegenden Ufer anlegen. „Sir“ Helmut nebst „Gräfin“ Christa geruhen mit ihrem Hofstaat, bei stahlendem Sonnenschein Park und Gebäude zu besichtigen. Die Besichtigung von Schloß Pillnitz gehört zu jedem Dresden Programm. Wir rudern danach noch ein wenig bis zum Steg des Dresdener Rudervereins, wo wir Mittagsrast machen. Als wir weiter rudern, frischt der Wind auf. Es muß hart gerudert werden. Trotzdem entgehen uns nicht die drei Elbschlösser, das blaue Wunder und die Silhouette der Dresdener Altstadt. Wir sind ziemlich geschafft, als wir schließlich im eleganten Bogen beim DRC 1902 anlegen. Was hilft nach einer solchen Anstrengung mehr als ein Radeberger Pils und ein gutes Essen beim freundlichen Griechen von nebenan?
 
Sonntag
Heute hat uns der Fahrtenleiter Ruderfrei gegeben. Mit der S – Bahn fahren wir nach Wehlen Die Fähre bringt uns auf die andere Elbseite (Beachte: es gab Senioren Rabatt), von wo wir den Aufstieg zur Bastei unter die Füße nehmen. Jetzt rächt es sich, wer zu viel gegessen und getrunken hat. Doch oben angekommen entschädigt die wunderbare Aussicht für die Mühe. Kletterer als winzige bunte Farbtupfer zu erkennen. Unter uns die Elbe mit winzig kleinen Kanuten, die Festung Königstein ist zu sehen, der Felsengarten, dem wir auf unserem Rückweg einen Besuch abstatteten. Apropos Rückweg, wir haben schon die Stufen gezählt die nach unten führten. Doch endlich sind wir in dem schönen Örtchen Rathen angekommen. Den weiteren Rückweg zu unserem Ausgangspunkt bewältigten wir mit der Dresdener Dampfschiffrederei locker in drei Stunden. Der Chronik zu Liebe, das Schiff trägt den schönen Namen „Gräfin Cosel“. Ja, ja der Adel läßt uns nicht los.
 
Montag
Nach der gewohnten Zeremonie: Start gen Meißen. Es ist schon erstaunlich, alle sind bester Dinge. Kleine Witzchen und Schabernack lockern den monotonen Takt der Ruderblätter auf. Radebeul – Coswig ziehen vorbei. Dann ist Mittag. Wir rudern weiter und werden dafür mit einer Dusche vom Wettergott belohnt. Am frühen Nachmittag erreichen wir unser Ziel, den RC Meißen. Die Barke wird verladen, und wir fahren zurück in unser Hotel. Wohin gehen wir heute Abend? Der Portier von unserem Hotel weiß Rat. Ein wirklich „uriges“ Lokal nimmt uns auf. Alte Stühle, ein Sofa, so richtig heimelig und zum Wohlfühlen. Es erinnert an die Kindheit und hat auch einen dementsprechenden Namen. Einfach „Oma“, und das Essen war dann auch gute Hausmannskost. Habt ihr auch so ein Ziehen und Drücken in der Magengegend? Dagegen hilft nur Ramazotti oder Obstler.
 
Dienstag
Stadtbesichtigung Dresden, Abfahrt 10.00 Uhr. In kleinen Gruppen wird das Bekannte aufgefrischt bzw. von einigen ganz neu entdeckt. 30° zeigt das Thermometer. Die Frauenkirche, klar Baustelle, aber schon so weit! Der Zwinger, auch hier wird noch an einigen Stellen gearbeitet. Wir besichtigen die Galerie im Zwinger, und sie spendete Schatten. Bei Rubens prallen Damen muß es wohl auch so warm gewesen sein, denn sie sind fast alle nackend. Weiter sahen wir die Schloßkirche, die Semper Oper (Sommerpause),die Brühlschen Terassen (hier gab es ein Eis oder ein kaltes Wasser im Schatten) und den Fürstenzug. Alles wurde besichtigt. Wirklich alles? Ich weiß es nicht. Wer noch nicht genug gesehen hatte, blieb in der Altstadt und kam mit einem Taxi nach, die anderen trafen sich um 17.00 Uhr mit den Dresdener Freunden zu einem Rüderchen. Rüderchen? Ha! Es ging elbaufwärts zur Altstadt.
Nach dem Rudern und Duschen wurden wir zum gemeinsamen Grillen von unseren DRC Freunden eingeladen. Das Grillen fand auf der Terrasse des DRC`s von 1902 statt. Gegründet 1902, d.h. daß der DRC im September 2002 sein 100 jähriges Bestehen feiert. Wir, der RC - Witten, sind schon jetzt herzlich eingeladen. Noch einmal wir. Wir, der Fahrtenleiter Sir Helmut insbesondere und alle, die mitgerudert sind, bedanken uns herzlich bei unseren Freunden vom DRC, die uns bei der Planung und Ausführung unserer Elbtour behilflich waren.
Doch zurück zum Geschehen. Unsere Bordkapelle, bestehend aus „Sir“ Helmut und Wilfred (wir müssen ihm unbedingt einen Titel verleihen) spielte zum Gesang auf, wobei das mitgebrachte Gastgeschenk (Herbeder Tropfen) seine Wirkung nicht verfehlte. Das hatte zur Folge, daß die Truppe bis weit nach Mitternacht zusammen blieb. Danke für die schönen Stunden. Wir sehen uns. (Der Redaktion ist bekannt, daß die Gastgeschenke von Siegfried nicht nur Herbeder Tropfen sind, sondern wunderschön bemalte Ruderblätter mit dem RCW Emblem. Diese hängen jetzt in Pirna, Meißen und natürlich in Dresden)
 
Mittwoch
Pünktlich um 9.00 Uhr wird gefrühstückt. Dann beginnt die Heimreise. Die Barke, die noch in Meißen liegt. muß noch geholt werden, doch um 10.00 Uhr sind wir auf der Autobahn. Im Auto ist es wie in einer Sauna, doch mit wechselnden Fahrern ist es zu bewältigen. Am Abend sind wir, d. h. Wilfred und Katrin Güthoff, Helmut und Irmgard Grabow, Klaus und Bärbel Hebestreit, Christa Schöneberg, Hans Brück und Willy Thorlümke sowie Siegfried und Ursula Knoop glücklich in Witten angekommen.
Fazit: Irgendwie wieder einmal eine gelungene Barkenfahrt. Danke an den Fahrtenleiter „Sir“ Helmut Grabow. Na dann – auf ein Neues!!

Siegfried Knoop