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1988 AH-Wanderfahrt auf der Aller


Eine Wanderfahrt durch Norddeutschland. / von Müden nach Hemelingen

Von einer Wanderfahrt der Alten Herren gibt es zu berichten, auf der überhaupt nichts los war, wie Helmut Grabow bei der Rückfahrt im Bus feststellte: kein Boot beschädigt, niemand ins Wasser gefallen oder sonst zu Schaden gekommen, weder schlechtes Wetter noch organisatorische Pannen. Heinrich Frinken hatte (wieder einmal) alles perfekt geplant, wie der Wanderfahrtneuling und Schreiber dieser Zeilen feststellen muß. Auf einschlägige Erfahrungen zurückgreifend wurde nicht einmal vergessen, schriftlich darauf hinzuweisen, daß Gummistiefel und Lesebrillen mitzubringen seien, letztere, um Fahrtenbeschreibungen im Boot oder Speisekarten entziffern zu können. Viel Sport, eine schöne Landschaft, gutes Essen, vergnügliche Abendstunden und ein Ersatz-Donnerstagstammtisch machten die Fahrt zu einem harmonischen und vergnüglichen Kurzurlaub. Das Glück teilzunehmen, hatten die Ruderkameraden Berg, Biedermann, Blumberg, Böhme, Borgmann, Braun, Brück, Frinken, Grabow, Held, Kroell, Limke, Locher, Schnurr, Wenig und Wilhelm.

In chronologischer Folge wurden am Dienstag, dem 14. 6. 1988 ab 18 Uhr die Boote Etzel, Gymnasium und Little Jack verladen sowie die zu einer Wanderfahrt notwendigen Dinge zusammengesucht und verstaut. Wir waren sicher, alles mitgenommen zu haben. Am Mittwoch kurz nach 16 Uhr startete der Bus zur Fahrt nach Müden an der Aller. Pünktlich noch vor acht erreichten wir das Ziel und trafen die mit dem PKW Angereisten in fröhlicher Runde auf der Terrasse beim Bier. So nahm der erste gemüt- liche Abend seinen Fortgang. Am nächsten frühen Morgen fuhren wir an die Obermündung und fanden einen brauchbaren Steg, um die Boote einsetzen zu können. Nach dem Aufriggern stellte sich heraus, daß 4 Skulls (nicht einmal 2 Paare) in Witten liegengeblieben waren. Zum Glück hatten wir Ersatz, doch die bunten Reihen der Blätter waren nicht zu übersehen. Telefonisch wurde Dieter Wenig benachrichtigt, die fehlenden Skulls mitzubringen, da er erst ab Donnerstagabend an der Fahrt teilnehmen konnte.

Die Reise auf der Aller begann bei Müden. Die Aller ist dort ein schmales Flüßchen und schlängelt sich gemächlich in vielen Windungen durch die flache, grüne und mit Bäumen bestandene Landschaft. Die ersten Wehre wurden mit Treideln und eines mit Tragen überwunden. Hier bewährte sich der von Helmut Grabow gebaute neue Bootskarren, unser Kuli, zum ersten Male. Er wurde prompt beim Einsteigen von der Besatzung des zweiten Boo­tes vergessen, so daß das dritte Boot umkehren, es suchen und schließlich verstauen mußte. Die Fahrt wurde in Celle beim dortigen RV unterbrochen. Ein Mittagessen und ein kleiner Spaziergang durch die schöne Altstadt waren eine willkommene Unterbrechung. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Troßfahrer, insbesondere Karl Biedermann, nicht unerhebliche Probleme hatten, sich in norddeutschen Kleinstädten verkehrstechnisch zurechtzufinden.

Am Nachmittag wurde die längste Etappe der Fahrt mit 35 km zurückgelegt. Kurz nach dem Start beim RV mußte das erste Wehr mit Bootetragen umgangen werden. An der Fuhsemündung vorbei ging es bis zur Schleuse Oldau. Wir passierten Winsen und gelangten zur Schleuse Bannetze erst kurz vor 18 Uhr. Der Schleusenwörter bestand zunächst darauf, Feierabend machen zu müssen, doch ließ er sich noch überreden, uns die Tore zu öffnen. In der Nähe von Wietze war geplant, die Boote aus dem Wasser zu nehmen. Der dazu auserwählte Campingplatz mit seinem Steg existierte jedoch nicht mehr, so daß guter Rat teuer war. Angler erzählten, daß nur einige Kilometer weiter eine Brücke sei, bei der wir gut aus dem Wasser kämen. Der Troß fand den Platz und winkte uns ans erlösende Ufer. In einem schönen neuen Gasthof in Winsen mit dem Namen „Jann Hinsch Hofe“ verbrachten wir das zweite gemütliche Beisammensein. Die Wirtin war obendrein so freundlich, um Mitternacht für drei Unentwegte frischen Apfelkuchen zu backen.

Weiter ging‘s am nächsten Morgen durch die Schleusen in Marklendorf und Hademstorf bis nach Hodenhagen, einem Dorf mit Storchennestern und einem Safaripark. Beim Mittagessen kam es zum ersten und letzten Male zu gewissen Streitigkeiten unter den Kameraden. Es ging nämlich um die Plätze unter den Sonnenschirmen. Verließen andere Gäste — aus welchen Gründen auch immer — die Terrasse, so stürzten Schattensuchende unter uns los, um den freiwerdenden Schirm zu entführen. Am Nachmittag ruderten wir nach Rethem, vorbei an der Mündung der Böhme, einem unscheinbaren Gewässer. Angekommen in der Unter­kunft mit dem Vielversprechenden Namen "Ratskeller“, freuten wir uns alle auf die Dusche. Franz Kroell suchte diese im Zimmer und auf Siegfried Helds Geheiß auch im Kleiderschrank vergeblich. Pilze Wilhelm half mit der Dusche in seinem Zimmer später aus. Am Abend wurde in einem anderen Gasthof gekegelt. Das zur gleichen Zeit stattfindende Europameisterschaftsspiel der Deutschen gegen die Spanier ließ auch die Fans unter uns solange kalt, bis markerschütternde „Tor“-Rufe aus der Gaststube in die Kegelbahn drangen. Darauf hielt es die Kameraden nicht mehr, und sie stürzten los, um wenigstens die Wiederholung im Fernsehen noch miterleben zu können.

Von Rethem aus wurde nach Verden gerudert und am dortigen RC festgemacht. Die Kastellanin riet uns, zu Mittag doch in einem Restaurant zu essen, in dem die alten Herren des Clubs zu speisen pflegen. Wir folgten dem weisen Rat, versammelten uns in der sehr gemütlichen Gaststube des genannten „Burgberg Hofes“ und konnten vortrefflich Gerichte nach schwedischer Art genießen. Anschließend waren ein kleiner Stadtrundgang und eine Dombesichtigung angesagt, bevor wir, ohne zu versäumen, uns im Gästebuch des RC zu verewigen, bei etwas kühlerem Wetter in Richtung Weser weiterruderten.

Wie ein aufmerksamer Beobachter feststellen konnte, ist die Aller ein kleiner Fluß mit noch intakten Ufern, die nicht durch Schiffs- und Motorbootverkehr oder durch zu viele weidende Kühe zerstört worden sind. Dies ist anders auf der viel breiteren und mehr befahrenen Weser. Wir hatten dort mit kabbeligem Wasser und häufigeren Heckwellen zu tun.

So blieb es nicht aus, daß der Steuermann Gustav Limke im Bug Etzels sehr naß wurde. Entsprechend erging es einem Teil der Besatzung von Little Jack, als der Steuermann, dessen Namen des Sängers Höflichkeit verschweigt, einmal nicht ganz aufmerksam war. Oberhalb der Staustufe Langwedel entlud sich der Zorn der Ruderer den Sportbootfahrern gegenüber mit lautem Gezeter, ohne hier Einzelheiten wiedergeben zu wollen. Über eine Schleppe am Wehr wurden die Boote mit einem klapprigen Wagen abwärts transportiert. Wieder auf dem Wasser, erreichten wir nach kurzer Fahrt einen ehemaligen Fährenplatz, der es uns nicht sehr schwer machte, die Boote ans Ufer zu bringen.

Von dort war es nicht mehr weit, bis Thedinghausen mit dem Bus oder den Autos zu fahren. Auch hier hatten wir ein sehr schönes Quartier mit schönen Gast- und Clubräumen. Einer davon war so passend, daß der versäumte Donnerstagsstammtisch am Freitag nachgeholt wurde, wenn auch nur mit einem Vizepräsidenten. Die Stimmung war auf jeden Fall großartig.

Am folgenden Morgen brachen wir zur letzten Etappe nach Bremen auf. Wir versäumten es nicht, schlafende Bochumer in ihrem Campingwagen in der Nähe unserer Boote durch übertriebenen Lärm aufzuwecken. Vorbei ging die Fahrt an schön gelegenen Orten wie Baden und an ca. 100 Anglern, jeweils im Abstand von 20 Metern, die wahrscheinlich eine Meisterschaft austrugen, deren Sinn dem Berichter nicht ganz klar war. Die Weser wurde oberhalb der Staustufe Hemelingen immer breiter und die vom Gegenwind angefochten Wellen höher. Der Abstand zwischen den Booten wurde größer. Gewisse Erschöpfungserscheinungen, Blasen an den Händen und Schwielen an den unterschied- lichsten Stellen machten sich bemerkbar. Glücklich erreichten wir alle nach 177 Ruderkilometern und zur geplanten Zeit den Sportboothafen Hemelingen. Das Booteverladen war schnell getan. Das letzte gemeinsame Essen schmeckte vermutlich allen.  Ein Hoch dem Fahrtenleiter und Abschiednehmen von den Autofahrern folgten. Die Rückreise im Bus verbrachten wir abwechslungsreich, entweder fröhlich oder schlafend.

In Witten am Clubhaus angekommen, brauchte keiner aufgefordert zu werden, beim Abladen zu helfen. Sogar einer der Autofahrer, Siegfried Held, war fast pünktlich zur Stelle. So war alles wieder relativ schnell umgerüstet, geputzt und aufgeräumt. Von unseren Frauen herzlich begrüßt, hatte die Wanderfahrt ihr glückliches Ende. Es blieb nur, die schönsten der von Franz Kroell aufgenommenen Fotos auszuwählen und diese Erinnerungen auf­zuschreiben.

Johann F. Böhme

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