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1973 Main / Von Würzburg bis Miltenberg

Teilnehmer: Etzel Winkler, Organisator per Excellence, Lutz Döpper, Karl Biedermann, Franz Georg Kroell, Herbert Wiesenthal, Wolfgang Weber, Dieter Borgmann, Hans-Georg Geist, Werner Schöneberg, Thomas Blumberg, Siegfried Knoop, Heinz Großer, Gustav-Adolf Wüstenfeld.


Der letzte Schnee war noch nicht geschmolzen, als Wanderruderwart Etzel Winkler die Werbetrommel für die diesjährige Wanderruderfahrt rührte. Im vergangenen Jahr wurde die Weser befahren, im Juni 1973 stand der Main auf dem Programm. Vier Tage, von Himmelfahrt bis zum darauf folgenden Sonntag sollte der „weinträchtige Strom" berudert werden.

Ausgangspunkt das romantische und doch der heutigen Zeit so gerecht werdende Würzburg, flußabwärts über Karlstadt, Lohr, Marktheidenfeld, Wertheim nach Miltenberg, einem malerischen Städtchen im südlichen Mainknie.
Sind aber nicht so weit gekommen, sondern haben am Sonntagnachmittag in Dorfprozelten die Boote aus dem Wasser genommen, abgeriggert und verladen.

Lag doch zwischen diesen Orten eine Vielzahl beschaulicher und vergnügter Stunden, die eingerahmt wurden von unendlich scheinenden Kilometern, Schweißtropfen, schwieligen Händen und schmerzenden ....backen. Dazu brannte die Sonne vom azurblauen Himmel, den ziehende Wolken später verdeckten, um sich als durchnässende Regen­güsse zu entladen.

Unermüdlich trieben die Schlagmänner ihre oft stöhnenden Hinter­männer über die Rollbahn. Unterbrochen von rauhen, doch herzlichen Reden die ein vorbeihuschendes Stimmungstief schnell verdrängten. Anmerkungen der Steuerleute über Sehenswürdigkeiten auf Steuer- oder Backbord. Beschauliche Flußauen wechselten mit Industrieanlagen, mauerbewehrten Dörfern und pulsierenden Kleinstädten ab.
Tuckernd und wellenwerfend überholten oder begegneten uns Frachtkähne unterschiedlicher Nationali­täten. Mancher Wanderfahrer zählte so ganz nebenbei die am Flußufer stehenden Kilo­metersteine, zeigten sie doch unbestechlich die zurückgelegten Kilometer an.

„Schleuse in Sicht“. Abwechslung in Minutenschnelle. War das Glück mit uns, konnten wir in großen Kammern in Ruhe „mitabsteigen". Bestand doch die Arbeit darin, Leitersprosse um Leitersprosse tiefer gehend, mit dem Bootshaken dem Boot Halt zu geben. Unten angekommen, verließen wir im Heckwasser der stählernen Flußschiffe die Schleuse.

Anders bei den schmalen Bootsschleusen. Eine wacklige Sache, doch während der Fahrt hat keiner der Ruderknechte mit dem Wasser Bekanntschaft gemacht. Zwei Mann raus, Kammer fluten, Tore öffnen Boot einlaufen lassen und sichern. Schnell die Tore schließen

Der untere Wasserspiegel ist erreicht, Tore öffnen, das Boot gleitet hinaus. Noch muß der Rest der Mannschaft mit Geschick einsteigen, doch wenig später ist genug Wasser zwischen Blatt und Ufer, Fertigmeldung, stromabwärts weiter.

In einem Hotel mainfränkischer Art aßen wir Brezel, tranken Rauchbier und Wein. Kehrten zu später Stunde ins Bootshaus zurück und zechten noch weiter in fröhlicher Runde Würzburger Wein. Der Morgen graute, als der letzte endlich schlief. Doch plötzlich Lärm, der Wein zeigte seine Wirkung, der Boden war „voll". Hier schweigt der Chronist, doch der Wissende, weiß wer der Zecher war.

Erwacht der Mensch, so rennt er zur Toilette und zum Waschen in die Brause. So gereinigt, stürmt er dann zum Frühstückstisch. Hier war an alle Ruderer gedacht, denn Etzel hatte es mitgebracht. Eier, Butter und Käse, Wurst von verschiedener Art, dazu Marmelade und Brötchen, heißen Kaffee in Bechern. Nur Messer waren rar, doch satt geworden sind sie alle. Die Vorräte verschwanden im Pappkarton, und dieser im Bus, ein Bestandteil des Troß.

Mal wurde er vorgebracht, mal nachgeholt, wie es den Herren von Skull und Riemen gefiel.

Kirchweih In Karlstadt ! Festzelt mit Kapelle und Bier und Haxen vom Kalb und Brötchen mit Mett. Korn gab's auch, doch den tranken wir wenig. Der Maßkrug beherrschte den Tisch. Erst saßen wir auf Bänken, später stand man drauf und zu guter letzt, wir mit dem Krug in der Hand auf dem Tisch.

Die Kapelle spielte zum Singen und Schunkeln auf, umsonst und für Geld. Die Idee war da, man warf Geld zusammen, bestimmte einen zum „Technischen Direktor", doch der wußte noch nichts davon. Man bat ihn auf die Bühne, den „Technischen Direktor des Wittener Ruderclubs", der Dirigent empfahl ihm die Kapelle, den Taktstock und „Preußens Gloria" erklang. Die dabei gewesen, sollen zwischen den Zeilen lesen.

Doch der Chronist kann nicht alles erzählen, der Platz ist rar und Papier auch teuer. So möchte ich hier enden, mit den Erinnerungen an den Main.

Gustav Adolf Wüstenfeld

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