1994 Wanderung auf dem Rheinhöhenweg

 

Ein bayrischer Abend am Rhein

Der Präsident kannte die Route, den anderen war aufgegeben, ein Bilderrätsel zu lösen, um das Ziel der 35. Donnerstags­Stammtischwanderung zu erfahren.

Schwierig, mit der Sütterlinschrift hatte so mancher seine Probleme. Hilfestellung war nach der bergisch-märkischen Grenze angesagt und Dieter Borgmann beschleunigte daraufhin den Bus mit Karl Berghoff, Hartmut Daniel, Helmut Grabow, Udo Kemmer, Gustav Limke, Gerd Locher, Anton Schnurr und Gustav Adolf Wüstenfeld. Peter- Pitze - Wilhelm kam als zehnter an der Tankstelle Röttgen hinzu.

Das Siebengebirge war unser Ziel. Von der Tankstelle war es noch ein kurzes Stück Autobahn bis zum Parkplatz Bonn-Ost am Rheinhöhenweg. Wir anderen waren schnell auf 138 Meter oberhalb des Dornheckensees, einer ehemaligen Kiesgrube. Der Blick auf Bonn wurde vom ortskundigen Reiseleiter dazu benutzt, den Ruderkameraden die wichtigsten Gebäude zu erklären und mit Anmerkungen zu versehen. Nach knapp 1500 Meter erfuhren wir etwas über den Basalt: „Säulige Ausbildungsformen sind für Basalte charakteristisch, sie entstehen durch Kontraktion bei Abkühlung des Gesteinsschmelze und sind keine Kristallformen. Sie sind vier-, fünf- oder sechsec­kig. „Das weiße R“ führte uns weiter durch den herbstlich gefärbten Wald.

 

Der Naturpark Siebengebirge ist 820 ha groß, hat 200 Km Wanderwege. Als Erholungsgebiet besteht es seit 1869, es war das erste in Deutschland. Den Petersberg haben wir ausgelassen, dafür machten wir Pause unter freiem Himmel in den Ruinen der Klosterkirche Heisterbach, entstanden im 13. Jhdt. als Zisterzienserabtei oberhalb von Oberollendorf. Nur noch der Chor der früheren Mönchskirche blieb erhalten. Auch Drachen- und Löwenburgen wurden damals gebaut, nach ihrem Verfall willkommene Steinbrüche. Bis zum großen Ölberg waren es nur noch knapp 5000 Meter. Sei­ne Spitze trägt kein kreuz, wohl aber eine ausgezeichnete Küche. Gänsebraten oder Lachs, man wählte nach Geschmack. Dazu Bier oder in kleinen Gläsern hochprozentiges weiß oder braun. Von der Kegelspitze in 459 Meter Höhe hatte man eine gute und eindrucksvolle Rundsicht, im Süden den Westerwald, im Westen die Eifel, davor das Rheintal, im Norden Bonn und im Nordosten das bergische Land. Leider war die Fernsicht nicht gut. Zu dem wehte ein frischer Wind aus Nordwest.

Es folgte der Abstieg zur Margaretenhöhe, wir erreichten auf der neuen Wanderstrecke X9 direkt Königswinter, allerdings nicht ohne vorher einen kleinen Abstecher zum 258 Meter hohen Drachenfels gemacht zu haben. Wer hier den steilen Anstieg vermeiden wollte, konnte auch eine elektrische Zahnradbahn benutzen. Vom Burgberg sehen wir im Nor­den Dollendorf mit den nördlichsten Weinbergen, auf denen schon die Römer die ersten Rebstöcke gepflanzt haben. Zurück auf der X9 ging es am Reptilienzoo, an weinseligen Tavernen vorbei auf ruhigen Straßen zur Rheinfähre. Sie kam, auch ohne daß wir „Fährmann hol über“ rufen mußten. Dank der Hingabe von 1.300 Pfennigen kamen wir schnell über den Rhein. Weiter ging‘s den Leinpfad entlang an Häusern, in denen man wohnen möchte, und nach wenigen hundert Metern waren wir auch schon am Gartentor zum Haus des Peter Wilhelm....

Dort wurde mit dem Anstich des ersten Fasses Bier der erste Durst gelöscht. Gustav Limke blieb als Assistent für die gehobene Küche beim Hausherrn, während die mehrheitlichen 80 % die Wasserrechnung des Hotels nach oben treiben wollten. Nach einer guten Stunde fanden wir uns bei Pitze wieder ein.

Große Schüsseln mit Salat und Brezeln standen auf dem Tisch, während jeder seinen Platz wieder einnahm, zapfte Udo das erste Bier. Der Hausherr und sein Assistent mit langer Schürze brachten Weißwürste und Sauerkraut, bayrischer Senf fehlte an diesem weißblauen Abend nicht und der Appetit war groß. Der Präsident lernte die „Weischwurscht“ bayrisch essen - man zieht die Pelle ab! (Er hatte sie nämlich mitgegessen). Dann kam der Leberkäse, dann die Käseplatte, dann trank man Rotwein und danach probierte man noch weitere Getränke. Dazwischen diskutierte man  Wer möchte noch Vanille Eis mit roter Grütze?‘ Gerd, Helmut, Karl, Dieter und Hartmut waren dafür. Anton griff lieber zum Käse. Udo und Dieter aktivierten fast unbemerkt die Spülmaschine, eh‘ wir uns versahen, war Mitternacht vorüber....

Ausgeschlafen ?- Pünktlich fanden sich alle Wanderer zum Frühstück ein. Draußen regnete es „Bindfäden“, doch wir beschlossen, trotzdem zu laufen. Leihschirme gab es beim Mehlemer Hausherrn. Der Präsident bekam sogar einen weiß-blauen, einen echten bayrischen Parapluie. Los ging‘s und immer bergan über den Höhenweg 02 zum Rolandsbogen. Von hier hat man einen guten Ausblick ins Rheintal mit den Inseln Nonnenwerth und Grafenwerth, sowie auf das Riesengebirge. Ein steiler Weg führte ins Rheintal hinab. Nasses Laub mahnte zur Vorsicht, nicht immer fanden die Füße einen rutschfesten Halt.

Eine Stunde später... Wir wollten noch zur Löwenburg, doch ungewöhnlich starke Regenfälle in Höhe des Beichenberges (194 m NN) machten ein Strich durch die Rechnung. Dadurch waren wir früher als geplant ins Rhöndorfer Weinhaus Pieper „geschwemmt“. Mit einer Hausmarke fing es an und es wurden mehr. (Datenschutz). Man aß Pfälzer Saumagen oder Suppe, Anekdoten machten die Runde, die Stimmung stieg. Doch dann war Schluß, ab ging es in den Bus... Weiße Flecken sind auf der Landkarte geblieben, nicht jeder Gipfel wurde erwandert, nicht alle Weinsorten ausprobiert. Aber sie war ein Erlebnis, die Fünfunddreißigste!

Gustav Adolf Wüstenfeld