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1994 Gemischte Barkenfahrt auf der Mosel

 

Im Herbst auf der Mosel

Mit zwei Barken von Pölich bis Traben-Trarbach

 

Die Wetterauguren hatten dunkle Wolken auf den Fernsehhimmel gemalt und ein wasserreiches Wochenende angekündigt. Als am Freitag, den 16.09. 24 Ruderer und Ruderinnen zur Mosel aufbrachen, stimmte dies auch vorhersagegemäß: Es schüttete aus vollen Kübeln, selbst für Wassersportler war es des guten zu viel. Rolf Kernebeck hatte wieder zur nun schon traditionellen Barkenfahrt nach Lieser eingeladen.

Der Zuspruch war groß. Er hatte neben Alice Blumberg Werner Berg, Karl und Anne Biedermann, Heinrich und Irmgard Frinken, Wolfgang und Magdalene Gassmann, Helmut und Irmgard Grabow, Wilfried und Kathrin Güthoff, Gerd und Christa Kirsch, Werner Liebig, Gustav und Marlis Limke, Helmut und Brunhilde Lingnau, Dieter Peters, Peter und Marita Wilhelm und Dieter Wenig um sich gescharrt. So musste neben unserer Barke „Graf Schöneberg“ noch die gute alte Mausi vom Ruderclub Bernkastel reaktiviert werden. Haben die „alten Herrschaften“ diesen gemütlichen Bootstyp für sich entdeckt? Ein „Lästermaul“ sprach denn auch vom Altersheimausflug.

 

Traditionell am 1. Abend traf man sich zur Weinprobe im Weingut Seidel, leider auch traditionell die zwar gute, aber endlos langsame Küche des Gasthauses Mehn, so dass sich die Probierstube bei Herrn Seidel sich nur langsam füllte. Bei Wein und Trester war die Stimmung dennoch bestens, ein erfrischender Spaziergang durch die kühle Nacht ins Hotel zurück beendete den Anrei­setag.

 

Am Samstagmorgen blinzelte die Sonne freundlich zwischen den Wolken, den Wetterpropheten zum Trotz einen guten Tag versprechend. Als wir - ein Fahrtenleiter, der seine Schutzbefohlenen ausschlafen lässt, wo gibts den sonst noch? - am späten Vormit­tag in Pölich einsetzten, lagen 35Km mit drei Schleusen bei fast stehendem Wasser vor uns. Die „Altenriege“ war gefordert, legte sich energisch in die Riemen, und strafte das „Lästermaul“ überzeugend als „Verleumder“.

 

Die Mosel fasziniert immer wieder von neu­em. Die Weinlese hatte gerade erst begon­nen, die Reben standen in dichtem Grün der Trauben. Großartig und doch vertraut zugleich öffnete und verschloss sich das windungsreiche Tal dem Blick. Und immer wieder Wein. Klüsserath, Trittenheim, Piesport, wer kennt alle Namen? Verspricht doch jeder einen guten Tropfen. So war es fast ein Sakrileg, dass kein Wein an Bord war. Eine Ruderkameradin besänftigte im letzten Augenblick Bacchus und versorgte beide Barken ausreichend mit wohl schmeckendem Federweißen. Früher wäre das wohl nicht passiert. Werden wir also doch ein wenig älter?

 

Zu lernen hatten wir auch etwas: Eine Lektion in Schiffahrtszeichen wurde gratis geliefert. Die Bootsschleusen an der Mosel liegen auf der für die Großschiffahrt verbotenen Wehrseite, worauf man durch entsprechende Hinweisschilderaufmerksam gemacht wird. Gleich bei der zweiten Schleuse gab es ein Donnerwetter vom Dienst habenden Schleusenwärter, weil wir bei zugeklapptem Schild eingefahren waren. Wir hätten die große Schiffahrtsschleuse benutzen müssen. Bei der nächsten Schleuse die gleiche Situation: Die Hinweisschilder für Sportboote waren ebenfalls geschlossen. Also steuerten wir klug geworden die Hauptschleuse an, um prompt belehrt zu werden, dass die Boots­schleuse zu benutzen sei. Es ist eben alles relativ!

 

Auf einer Barke ist immer etwas los. Ruderer und Steuerleute wechseln, jemand legt eine Verschnaufpause ein, man schwatzt mit seinem Rudernachbar oder hört der allgemeinen Unterhaltung zu. Plötzlich war Cherry Kirsch im großen Bugstauraum der „Graf Schöne-berg“ verschwunden, der Deckel oben zu. Allmählich wurde es den anderen ein wenig mulmig und vorsichtig sah man nach. Doch wohlbehalten blinzelte er uns zufrieden an, nicht geneigt, an Deck zu kommen, als habe er Angst rudern zu müssen. (Dieser Eindruck täuschte allerdings, er hatte sehr wohl auch seinen Anteil an der Ruderarbejt).

Wohltuend ermüdet gingen wir in Lieser an Land. Es hatte übrigens nicht einen einzigen Regentropfen gegeben.

 

Am Sonntag waren 25 Km bis Traben­Trarbach zurückzulegen. Das Wetter war nicht mehr ganz so freundlich, zu mehr als ein paar Tropfen am Anfang und am Ende reichte es aber nicht. Zwei unserer Damen zogen den Landgang vor. Großartige, herrschaftliche Villen aus der Gründerzeit, mal klassizistisch streng, dann wieder pitto­resk bis zu verspielten chinesischen Tempelchen zogen die Aufmerksamkeit auf sich und ließen vormaligen Reichtum ahnen.

 

Gegen 15.30 Uhr legten wir in Traben­Trarbach an. Wie auf Bestellung hatte ein paar Minuten vor herein leichter Nieselregen eingesetzt. Herr Seidel erwartete uns. Das Verladen verlief problemlos, aber es dauert halt seine Zeit. Doch dann ging alles plötzlich ganz schnell. Jeder drängte heimwärts. Ein Tschüß noch, und alle waren zerstoben.

 

Zwei Bemerkungen aber noch zum Schluss. Mehr als drei Gäste pro Barke - ursprünglich hatten achtundzwanzig Teilnehmer zu­gesagt - sollten nicht mitfahren. Es wird sonst arg eng und unbequem. Wenn es aber mehr Teilnehmer sind als es Bootsplätze gibt, dann sollte der Tross parallel zum Rudern in Funktion treten. Man spart dann doch viel Zeit.

 

Das mindert aber nicht unseren herzlichen Dank an Rolf Kernebeck, für seine wiederum großartig organisierte und voll gelungene Wanderfahrt.

 

Werner Berg                                                             

 

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