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24. Juli 1996

1996 Weltmeisterschaft in in Strathclyde

 

Stefan Locher und Andreas Bech: Weltmeister und Deutscher Meister


Es war eine großartige Saison für Stefan Locher und Andreas Bech. Ungeschlagen qualifizierten sie sich für die Weltmeisterschaft in Strathclyde in Schottland, nachdem sie bereits im Juni Deutscher Meister geworden waren, und gewannen souverän nach Sieg im Vorlauf den Titel als Weltmeister im Lg-Achter. Der RCW freut sich sehr und gratuliert sehr herzlich. Schade, daß diese Bootsklasse, dem Votum des IOC zufolge nicht zu den olympischen Klassen gehört, auch in Atlanta hätte dieser Achter keinen Gegner zu fürchten gehabt.

Stefan Locher hat in seiner erfolgreichen Laufbahn einen neuen glanzvollen Markstein gesetzt. In den Clubnachrichten vom Dezember 1994 haben wir ihn nach seinem 100. Sieg bereits ausführlich gewürdigt und gezeigt, daß darunter einige beachtliche hochkarätige Siege waren. Doch die ganz großen Erfolge blieben bis heute aus. Nun hat er es geschafft! Es gab in diesem Jahr kein besseres Boot in dieser Klasse man gewann auf der internationalen Regatta in Köln und auf dem Rotsee, und der Titel eines Deutschen Meisters wurde fast nebenbei gewonnen. Von ihm spricht man aber kaum noch, wenn man Weltmeister geworden ist.

Andreas Bech hat das Rudern im RV Bochum gelernt. Seit einem Jahr ist er Mitglied des RCW. Beide haben sich zusammen im Zweier ohne Steuermann systematisch auf die Ausscheidungsrennen vorbereitet und problemlos die Nominierung für den LG -Deutschland-Achter geschafft. Es war wohl für beide ein Glücksfall, daß sie sich gefunden haben. Bei ihnen war die Abstimmung offensichtlich optimal, wohl der entscheidende Faktor, daß beide nun Weltmeister sind. Am Montag, den 12. August, haben wir sie begeistert empfangen. Rund hundert Ruderkameraden waren gekommen, dazu Bürgermeister Lohmann, sein Stellvertreter Disselhoff, sowie Walter Brod vom Stadtverband für Leibesübung. Sie überreichten Geldgeschenke und einen Gutschein. Unser „Alt“-Weltmeister Volker Grabow überreichte beiden einen Frühstückskorb, ein, wie er meinte, etwas problematisches Geschenk, denn mehr als 72 Kilo darf man nun einmal als Leichtgewicht nicht wiegen.

Der Weg zum Weltmeister

Stefan Locher erzählt uns

Nachdem Andreas Bech und ich auf Grund der Ergometer-, Messboot-und Zweiertests nominiert worden waren, kam es nach erstem Trainingswochende und einer ersten Regatta in Piedelucco (Italien; s.CN.Mai 95) zwei Wochen später zum ersten Aufeinandertreffen mit der nationalen Konkurrenz in Gestalt des „Wicking-Achters“, der uns, von Insidern als „Superding“ geschildert, als Bedrohung erschien. So gingen wir auf der Wedau hochkonzentriert zur Sache und schlugen dabei Vizemeister Eng-land mit 4,5 Sek.; Kanada und die deutsche Konkurrenz folgte mit noch größerem Abstand.

Nach einem Trainingslager in Breisach ging es zum Rotsee. Dort trafen wir auf Dänemark, den Weltmeister von 1995. Ein wenig unsicher am Anfang, entschieden wir mit einem Zwischenspurt bei 1100 m den Bord an Bord Kampf zu unseren Gunsten, im Ziel hatten wir eine halbe Länge Vorsprung.

Auf den Deutschen Meisterschaften war unter 5 Booten unser Hauptkonkurrent wieder der auf vier Punkten umbesetzte „Wicking-Achter“. Er führte nach 500 m auch mit einer halben Länge, doch mit erhöhter Schlagfrequenz waren wir bei 1100 m wieder vorn; am Ziel waren es eineinhalb Längen. Andreas Bech und ich gewannen damit zum ersten Mal den Titel eines Deutschen Meisters der A-Klasse!

Gewissermaßen als Einlage nahmen wir an der Royal-Henley-Regatta in London teil, wo leider im Halbfinale der spätere Sieger vom lmperial-College klar überlegen war, doch fuhren wir hier auch unser schlechtestes Saisonrennen.

Die nächste Station war das WM-Trainingslager in Hallstatt (Salzburgerland), wo wir ganz allmählich Leistung und Stimmung auf das erforderliche Weltmeisterniveau brachten und guten Mutes nach Schottland zum Stratholyde-See fahren konnten, dem Standort der diesjährigen Ruderweltmeister-schaften. Die Regattastrecke versprach auf Grund der freien Lage mitten auf dem See mit flachem, sanft ansteigendem Ufer äußerst faire Bedingungen, was sich auch bestätigte.

Nach mehrtägiger Eingewöhnung lief es immer besser, so daß wir zur Entscheidung top fit waren. Im Vorlauf übernahmen wir nach anfänglicher Führung der spurtschnelIen Italiener nach 750 m die Führung und wehrten ihren starken Endspurt erfolgreich ab. Kanada, Holland und Spanien folgten auf den Plät-zen. Den anderen Vorlauf gewann Dänemark.

Am Finaltag herrschte zum ersten Mal Kaiser-Wetter mit 25 Grad und leichtem Gegenwind. Rita Hendes, unsere Trainerin, wies uns noch einmal darauf hin, daß wir als ungeschlagene Favoriten ins Finale gingen, die anderen also doppelt bemüht seien, uns ein Schnippchen zu schlagen. So gingen wir besonders aufmerksam ins Rennen. Als unser Steuermann nach dem Start verkündete, daß wir mit Dänemark gleichauf in Führung lagen, konnten wir es selbst kaum glauben. Doch schon kam der 750 m Spurt, mit dem wir einen kleinen Vorsprung herausholten, der nach etwas mehr als der Hälfte der Rennstrecke auf eine halbe Länge angewachsen war. Kanada lag auf dem dritten Platz, alle übrigen waren abgeschlagen. 550 m vor dem Ziel zogen wir den Endspurt an, wehrten nicht nur den Angriff der Dänen ab, sondern vergrößerten unseren Vorsprung noch auf eine dreiviertel Länge. Bronze ging an Kanada vor England, Holland und Italien.

Direkt nach dem Einlauf brauchten wir einige Zeit, um zu registrieren, daß wir Weltmeister waren, und waren auch überrascht, daß es so deutlich geklappt hat. Doch dann herrschte großer Jubel im Boot, der sich noch steigerte, als wir vor den voll besetzten Tribünen vorbei fuhren. Vor der vom FISA-Präsidenten Denis Oswald vorgenommenen Siegerehrung gratulierten uns die ebenfalls glücklichen Dänen und Kanadier, keineswegs enttäuscht: „Ihr wart die ganze Saison überlegen, ihr habt den Titel wirklich verdient!“

Nach der Siegerzeremonie nahmen wir endlich auch unsere Trainerin Rita Hendes in die Arme, ohne deren „straights“ und konsequentes Training über die ganze Saison hinweg dieser erste Weltmeister-titel eines deutschen Leichtgewichts-Achter seit 1976 wohl nicht möglich gewesen wäre. Dank aber auch an das medizinische Betreuerteam, an die Masseure und alle, die uns den Daumen gedrückt haben.

Stefan Locher

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