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31. Mai 2016

RBL-Achter des RCW kehrt diesmal leider nur als Sieger der Herzen heim

Am vergangenen Wochenende brannte der Achter des Ruder-Club Witten ein wahres Feuerwerk der Gefühle ab. Im Zeitfahren des BMW-Euler Renntages in der Frankfurter Mainarena erruderte die Mannschaft einen soliden siebten Platz und landete somit exakt im Mittelfeld der Tabelle. Von Rennen zu Rennen steigerte sich das Selbstvertrauen der Ruderer und am Ende war das perfekte Resultat in greifbarer Nähe, das große Finale um Gold und Silber. Doch dann kam alles ganz anders.

In Absprache mit Teamleiter Marcel van Delden besetzte Trainer Hennig Sandmann das Boot für das Zeitfahren und somit erste Rennen des Tages mit den Athleten Patrick Landefeld, Marcel van Delden, Florian Kögler, Jonas Moll, Dominik Riesselmann, Jacob Raillon, Benedikt Pernack, Schlagmann Lukas Föbinger sowie Steuerfrau Lorena Moll. Der Zeitlauf ist zwar das erste Rennen des Tages jedoch alles andere als unbedeutend. In diesem Rennen fahren zwei Achter nicht nur gegeneinander sondern auch gegen die Zeit und bekommen dadurch einen schwächeren bzw. stärkeren Gegner für das folgende Achtelfinale zugewiesen.

Die Wittener stiegen selbstbewusst aber mit Respekt vor dem direkten Kontrahenten, dem Bremen-Erleben Achter, ins Boot. Dieser konnte nämlich schon in der letzten Saison seine Klasse unter Beweis stellen. Am Start unterlief dem Wittener Boot aber leider ein kleiner, aber vielleicht entscheidender Fehler. Da die Rennstrecke auf dem Main in einer leichten Kurve liegt, verläuft sie nicht parallel zur Stömungslinie des Flusses. Dies hat zur Folge, dass die beiden Athleten in der Spitze des Bootes bis zum Startsignal den Bugball buchstäblich auf Kurs halten müssen. Nach den ersten Startschlägen waren die Bremer gefühlt eine viertel Bootslänge, was etwa vier Meter entspricht, davongezogen. Doch dann startete die Mannschaft aus Witten den Angriff. „Die Dynamik am Blatt war deutlich zu sehen. Ihr seid zum Ende des Rennens noch richtig an die Bremer herangeflogen” teilte Trainer Sandmann der Mannschaft in der Nachbesprechung mit. Trotz des beherzten Endspurtes kam das Boot aus Witten als Zweiter ins Ziel.

Nach einer kurzen Pause wurden die Ergebnisse des Zeitlaufs von der Rennleitung bekanntgegeben: Platz sieben, “eine Leistung mit der wir definitiv arbeiten und darauf aufbauen können”, so Henning Sandmann. Somit war das eigentliche Ziel der Mannschaft, die Mittelfeldplatzierung, bereits erreicht. Zu diesem Zeitpunkt hätte niemand ahnen können, was diese Regatta noch für das Team bereithalten sollte.

Im Achtelfinale entscheidet sich, welche Achter in der oberen und welche in der unteren Tabellenhälfte mitfahren. Jeweils die Sieger qualifizieren sich direkt für die Plätze 1-8. Der Schnellste unter den verlierenden Mannschaften rutscht trotzdem in die bessere Tabellenhälfte.

Hier gingen die Hamburger von Team Lombardium mit dem Ruder-Club Witten Achter an den Start. Jenes zeichnet sich durch seine konstante Leistung aus und ist immer für eine Überraschung gut. Diesmal konnte sich das Boot aus Witten schon ab dem ersten Drittel der Strecke an die Spitze legen und gab die knappe Führung nicht mehr her.

Die Euphorie war in den Gesichtern der Ruderer deutlich erkennbar und der Ein oder Andere liebäugelte schon mit einer Medaille. Das erste und gleichzeitig einzige Mal, dass der Wittener Achter auf dem Podium stehen durfte, war nämlich schon fast zwei Jahre her.

Der Gegner im Viertelfinale sollte der Sparkasse Weser-Bergland Achter aus Hameln sein. Dieser Achter hatte schon im Zeitlauf mit seiner Sprintstärke beeindruckt und einen hervorragenden zweiten Platz belegt. Somit stand jetzt der Zeitfahr-Siebte dem Zeitfahr-Zweiten gegenüber. „Lasst euch davon nicht einschüchtern. Ihr habt die Schnelligkeit und müsst euch hier und heute vor niemandem verstecken“ heizte Trainer Sandmann in der Teambesprechung dem Kader noch einmal ein.

Auch in diesem Rennen lief fast alles perfekt. Am Ende sollte der kräftige Endspurt der Wittener mit einer Schlagzahl von bis zu 51 Schlägen pro Minute sich auszahlen. Nach der Auswertung des Photofinishs hieß es dann: „Witten siegt mit einem Vorsprung von neun Hundertsteln!“. Damit hätte vor diesem Renntag wirklich niemand gerechnet. „Ab jetzt können wir nur noch gewinnen!“ jubelte der Teamleiter Marcel van Delden, denn die „goldene Ananas“ war uns mit dem kommenden Halbfinale um die Plätze 1-4 jetzt schon sicher.

Nach dem zweiten Viertelfinale stand der Halbfinalgegner fest. Wieder sollten die Wittener auf den Bremen-Erleben Achter treffen, gegen die sie sich im Zeitlauf nicht durchsetzen konnten. Nach den bisherigen, kraftraubenden Rennen waren sich Trainer Sandmann und die Athleten Patrick Landefeld und Florian Kögler einig: Dieses hochkaratige Halbfinale kann nur gewonnen werden, wenn frische Pferdestärken den Achter unterstützten. Somit kamen als nächstes Marc Weusthoff und Friedrich Teikemeier zum Einsatz.
Diese Entscheidung stellte sich anschließend als goldrichtig heraus. Diesmal klappte auch der Start perfekt und der Achter aus Witten ruderte fehlerfrei und gnadenlos Richtung Ziel, Richtung Sieg!
Im Ziel konnte eine Entscheidung mit Augenmaß kaum getroffen werden doch aus den Lautsprechern raunte: „Sieger dieses Halbfinals ist ... Witten!“ Augenblicklich schallte der Jubel durch die komplette Mainarena und ließ alle Zweifel schwinden. Zuvor war Witten nie im Großen Finale des Tages um Silber oder gar Gold gerudert.

Alles schien darauf hinzudeuten, dass dieser erste Renntag perfekt werden würde. Nichts hatte bis dato daran zweifeln lassen. Das Finale war um 19:05 Uhr angesetzt und das Wetter sollte bis zur Siegerehrung beständig bleiben.
Um 18:30 war aber Donnern zu vernehmen, was allen Sorgen bereitete, denn im Falle eines Rennabbruchs würden die Punkte nach dem Ergebnis des Zeitlaufs vergeben werden. Der Ruder-Club Witten würde somit mindestens vom Silberrang und der Tabellenspitze auf den siebten Platz fallen.

Nach langen Wartezeiten wollte das Wetter einfach nicht besser werden. Mittlerweile blitze und donnerte es bedrohlich über Frankfurt und das Schifffahrtsamt nötigte die Rennleitung, die Rennen zu unterbrechen. Die einzige Lösung war es, alle Finals vorzuverlegen. Der Wittener Achter sollte noch einmal die Chance bekommen, alle ins Staunen zu versetzen. Diesmal um 18:38 Uhr, aber das Wetter wurde immer schlechter.

Bis 19:30 Uhr wartete die Rennleitung, dann wurde der Renntag abgebrochen. Sollte es das jetzt gewesen sein für die zuvor so euphorisierten Wittener? Von der Rennleitung wurde eine Notstandssitzung eingerichtet, zu der alle Obleute der verschiedenen Mannschaften schnellstmöglich erscheinen sollten. Bei dieser Besprechung schlugen Trainer Henning Sandmann und Teamleiter Marcel van Delden eine alternative, weniger radikale Regelung vor. Auch der Hannoversche Ruder-Club meldete sich mit einer Lösung des Problems zu Wort: Die Finalläufe sollten so beibehalten werden und die Mannschaft mit dem besseren Zeitlauf als Sieger hervorgehen. Dieser Vorschlag fand bei vielen der 33 Mannschaften aus allen drei Ligen Anklang. Leider jedoch scheiterte die Umsetzung an zwei Achterteams.

Sportsgeist ist anders, aber eines ist klar: Es hätte die Wittener noch viel schlimmer treffen können als Platz sieben und man trifft sich ja bekanntlich immer zweimal im Leben vielleicht sogar im selben Rennen. Die nächste Chance dazu hat der Ruder-Club Witten in etwa drei Wochen in Münster. Bis dahin wird der Ruder-Bundesligakader einige Schippen drauflegen, um zu zeigen, dass die Rennen in Frankfurt am vergangenen Wochenende nicht nur glückliche Zufälle waren.

Fotos Quelle: Ruder-Bundesliga/Alexander Pischke

Florian Kögler

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